Berlin: Kurzparker kaufen ein
Dank der „Brötchentaste“ kommen Kunden in die Kieze zurück – Spandau verlängert Projekt
Die vor elf Monaten von Spandau als bisher einzigem Bezirk an den Parkscheinautomaten eingeführte „Brötchentaste“ hat sich voll bewährt. Die Autofahrer machen von der Möglichkeit, in den Ortsteilzentren eine Viertelstunde lang kostenlos zu parken, um kleinere Besorgungen zu erledigen, regen Gebrauch. Rund 80 Prozent der 350 betroffenen Einzelhändler freuen sich über eine Umsatzsteigerung. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Christian Wiesenhütter, spricht von einem „Super-Beispiel“, dem andere Bezirke folgen sollten.
„Wir wollen die Parkraumbewirtschaftung nutzen, um den ruhenden Verkehr zu regeln und nicht als Wegelagerei für die Stadtkasse“, sagte Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz (CDU) bei der gestrigen Zwischenbilanz. Aus diesem Grund lässt Spandau die Bewirtschaftungszeit im Altstadtbereich bereits um 17 Uhr enden. In der Altonaer-, Borkumer-, Neuendorfer-, Pichelsdorfer-, Schönwalder-, Sedan- und Seegefelder Straße sowie auf dem Siemensdamm wurde am 9. März vergangenen Jahres die „Brötchentaste“ eingeführt.
Die Einnahmeverluste aus der Parkraumbewirtschaftung blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück. Mit Mindereinnahmen in Höhe von 15 000 Euro hatte der Bezirk gerechnet, tatsächlich waren es nur 8000 Euro, berichtet Baustadtrat Carsten Röding (CDU). Offenbar habe die Brötchentaste verstärkt Käufer in die Kieze zurückgelockt, die jetzt auch für längere Einkäufe gebührenpflichtig parken.
„Dem Einzelhandel ist damit sehr gedient“, so der Vorsitzende der IG Wilhelmstadt, Ingo Schlechtweg. „Die Kunden sind sehr angetan, gerade morgens haben wir deutlich mehr Käufer“, hat auch Bäckereichefin Silvia Rösler aus der Pichelsdorfer Straße festgestellt.
Alle von der IHK befragten Ladenbesitzer und Kunden äußerten sich positiv. Jeder zweite Autofahrer nutzt das Kurzparkangebot mehrfach pro Woche für den schnellen Einkauf. 99 Prozent wünschen sich eine dauerhafte Regelung. „Wir sind hier auf einem richtigen Weg“, so Wiesenhütter. Das Spandauer Angebot stehe auf einer Ebene mit Städten wie Frankfurt am Main oder Köln. Jetzt gelte es, das Beispiel auch in andere Bezirke mit Parkraumbewirtschaftung zu tragen.
Spandau will das Projekt jetzt um zunächst drei Jahre verlängern. Carsten Röding wird auch beim regelmäßigen Treffen der Baustadträte mit Stadtentwicklungs-Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) von den positiven Erfahrungen berichten. „Wir freuen uns über alles, was die Bezirke zur Förderung ihrer Wirtschaft tun“, sagte deren Sprecherin Manuela Damianakis. Die Entscheidung liege in den einzelnen Bezirken, aber vielleicht gebe das Spandauer Vorbild dort ja einen Anstoß. du-
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