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Berlin: Lehrer-Notstand: Kein Bio, kein Latein

Eltern wollten Lehrer selbst bezahlen: verbotenVON REGINA MÖNCH BERLIN.An den Schulen fällt immer öfter der Fachunterricht aus, wenn Lehrer krank werden und es wegen der knappen Personallage keinen Ersatz gibt.

Eltern wollten Lehrer selbst bezahlen: verbotenVON REGINA MÖNCH BERLIN.An den Schulen fällt immer öfter der Fachunterricht aus, wenn Lehrer krank werden und es wegen der knappen Personallage keinen Ersatz gibt.So findet an der Walther-Rathenau-Schule nur die Hälfte der regulären Stunden in den Fächern Mathematik, Biologie, Geschichte und Chemie der 11.Klassen statt.Eltern des Goethe-Gymnasiums wollten wegen der Personalnot sogar zusammenlegen, um das Gehalt einer dringend benötigten Latein-Lehrerin selbst zu bezahlen - doch das wurde vom Landesschulamt verboten.Um die Lage zu verbessern, fordern Schulleiter einen Einstellungskorridor für junge Lehrer.Am Dienstag begannen darüber Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft GEW und der Schulverwaltung. In der Walther-Rathenau-Schule konnte Anfangs noch einiges gelindert werden, indem der Stundenausfall "gleichmäßig" über die ganze Schule verteilt wurde.Nur die 7.Klassen im Probehalbjahr und die Leistungskurse der Abiturienten wurden weitgehend verschont.Doch als vier Fachlehrer für längere Zeit erkrankten, hätten die Löche im Stundenplan nur noch Vertretungslehrer von außen flicken können - aber die gibt es nicht.Noch mehr Überstunden, sagt kommissarische Schulleiter Krüger, könne er seinem nicht mehr ganz jungen Kollegium nicht zumuten.Die Konsequenz: In einigen Klassen fällt der Fachunterricht bis zum Jahresende komplett aus. Im Goethe-Gymnasium eskalierte die Situation aus gleichen Gründen.Hier wird Latein ab Klasse 5 unterrichtet - doch dann wurden parallel fünf hierfür qaulifizierte Lehrer krank.Achtmal mußte deshalb der Stundenplan des Gymnasiums im laufenden Schuljahr umgebaut werden.Doch von den 70 lehrerlosen Lateinstunden (ein Drittel des Gesamtvolumens) konnte man schließlich durch kollegiale Hilfe von Nachbarschulen (was nicht die Regel ist) und die Aufstoêkung der Leistungskurse von 15 auf 30 Schüler lediglich 26 Stunden wieder besetzen.Der Rest fiel ersatzlos aus.Eine junge Latein-Referendarin (Staatsexamensdurchschnittsnote: 1,0) konnte wegen des Einstellungsstopps nicht weiterbeschäftigt werden.Deshalb wolltend die Eltern die junge Lehrerin bezahlen - aber das wurde verboten.Dann wollte die junge Frau unentgeltlich unterrichten - auch verboten. Peter Lohe, Schulleiter des Goethe-Gymnasiums sagt: "Das war ein schreckliches Jahr." Lohe fordert, wie viele seiner Kollegen einen Einstellungskorridor für junge Lehrer.Sonst sei der Fachunterricht durch die hohen Sparauflagen - jährlich sollen fast 1000 Lehrerstellen gestrichen werden - nicht mehr zu garantieren.Wilfried Seiring, Chef des Landesschulamtes, hat keine überzähligen Fachlehrer mehr.Seiring sieht in den Sparzwängen eine Ursache für den Unterrichtsausfall.Wie hoch der tatsächlich ist, könne derzeit niemand sagen.Erst im nächsten Jahr wird das Landesschulamt mit den Schulen vernetzt.In früheren, fetteren Jahren, erinnert sich Seiring, stopften die Bezirke die Löcher im Stundenplan mit Honorarlehrern.Am Ende standen 40 Millionen Mark Schulden.

REGINA MÖNCH

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