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Berlin: Letzter Start für Tempelhof

Der neue Flughafenchef will den City-Airport so schnell wie möglich schließen und Flüge nach Schönefeld verlagern

Der neue Chef der Berlin-Brandenburg Flughafen Holding, Dieter Johannsen-Roth will die Schließung des Flughafen Tempelhof verstärkt vorantreiben und den Verkehr mit Billigfluglinien in Schönefeld konzentrieren. Johannsen-Roth hat seinen Posten offiziell erst am 1.Januar 2003 übernommen, doch die Zeit vor dem Jahreswechsel genutzt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dabei sei sofort klar geworden, dass der Betrieb in Tempelhof aus wirtschaftlichen Gründen schnell aufgegeben werden müsse, sagte Johannsen-Roth dem Tagesspiegel. Der Flughafen macht pro Jahr ein Defizit von 10 Millionen Euro. Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Da die Lufthansa ihr Angebot von Tempelhof nach Tegel verlagert hat, geht die Zahl der Passagiere auf dem einstigen Zentralflughafen mit steigender Tendenz zurück. Die Flughafengesellschaft muss aber die Infrastruktur für einen internationalen Flughafen vorhalten und finanzieren.

Den Schließungsantrag hatte die Berliner Flughafengesellschaft bereits Anfang 1998 gestellt. Forciert worden war die Bearbeitung in der Verkehrsverwaltung aber nicht. Die alte Geschäftsführung der Flughafengesellschaft hatte später zudem gebeten, den Antrag vorübergehend ruhen zu lassen. Der Flughafen Tempelhof sollte bis zur Eröffnung des geplanten Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld weiter betrieben werden, um Tegel entlasten zu können. Jetzt will der neue Chef Johannsen-Roth allerdings Dampf machen.

Unterstützt wird er von seinem Vorgänger Götz Herberg, der lange ein Befürworter von Tempelhof war. „In 50 Jahren wären wir vielleicht froh, einen solchen Stadtflughafen zu haben“, sagte er dem Tagesspiegel. Aber der Betrieb sei einfach zu teuer. Klotz am Bein ist vor allem das riesige Gebäude mit 282 000 Quadratmetern. 63 000 Quadratmeter, die vermietbar wären, stehen nach Angaben von Flughafen-Sprecherin Rosemarie Meichsner leer. Weitere 22 000 Quadratmeter seien gar nicht an den Mann zu bringen. Dazu gehört unter anderem die von den Amerikanern eingerichtete Sporthalle, die nur über den Sicherheitsbereich der Flugkontrolle zu erreichen ist.

Wenn der Flugbetrieb eingestellt wird, fallen Gebäude und Gelände an die Eigentümer Bund und Berlin zurück. Damit entfällt auch der Erbbauzins, den die Flughafengesellschaft bisher bezahlt. Was mit den Flächen geschehen soll, ist derzeit völlig unklar.

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) hat für das Flugfeld ein Konzept entwickeln lassen, das ein „Wiesenmeer“ vorsieht – ohne Bäume. Nur am Rand des Geländes sollen Bauten entstehen. Dieses Konzept macht der Bund bisher nicht mit. „Bauen lassen will der Senat auf Flächen, die ihm gehören und damit Geld in seine Kasse bringen“, sagte Helmut John von der Oberfinanzdirektion, die die Bundesflächen in Berlin verwaltet. Der Bund solle auf seiner Wiese sitzen bleiben. Damit werde man sich nicht abfinden. Dagegen ist John überzeugt, dass sich für das Gebäude Nutzer finden lassen. Er denkt an weitere Bundesdienststellen, die nach Berlin kommen könnten. „In zwei Jahren kann sich viel ändern“, sagte er. Ein großes Problem werde die Vermarktung der Hangars und der Empfangshalle sein.

Das werde sich schnell ändern, gibt sich Johannsen-Roth kämpferisch. Mit Vergünstigungen bei den Gebühren will er vor allem Billigfluglinien dazu bewegen, nach Schönefeld zu kommen. Dabei muss er den Gesellschaften aber weit entgegen kommen. Schönefeld ist bei den Gebühren derzeit einer der teuersten Flughäfen in Deutschland.

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