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Berlin: Lieder der Nacht

Technofans pilgern heute zum Gipfeltreffen der DJ-Stars – währenddessen gucken Schlagerfreunde den Grand Prix im Tränenpalast

Vor fast genau einem Jahr stand er schon einmal in der Treptower Arena auf der Bühne: TechnoDJ Westbam. Damals bewarb er sich beim deutschen Vorentscheid um die Teilnahme am European Song Contest, der früher mal Grand Prix hieß. Geklappt hat’s nicht. Nun kehrt Westbam ausgerechnet am Abend des Song Contest an den Ort der Niederlage zurück.

Während die Grand-Prix-Gemeinde sich vor den Bildschirmen versammelt, liefert er sich mit seinem Freund und Kollegen Paul van Dyk eine Schlacht am Mischpult. „Berlin Masters“ nennt sich das Ganze, für das die halbe Stadt mit Plakaten zugekleistert wurde, auf denen die beiden als Tennis-Cracks im Stil der 30er Jahre posieren. Zu den vorigen Gipfeltreffen der beiden Ausnahmekünstler kamen tausende Techno-, House- und Trance- Fans, die bis zum frühen Morgen tanzten. Dieses Mal wird es wohl nicht anders sein.

Song-Contest-Freunde feiern derweil vorm Fernseher oder vor Großbildschirmen. Allerdings ist das Interesse an dem Singspiel, das dieses Mal aus Kiew kommt, merklich abgekühlt. Die Zahl der Veranstaltungen hat abgenommen. Immerhin halten das Kreuzberger SO 36, der Tränenpalast (Eintritt frei!) und der Quatsch Comedy Club in Mitte die Fahne des europäischen Liedgutes hoch. Dessen Chef Thomas Hermanns ist übrigens unser Mann für die Ukraine und führt durch die TV-Sendung der ARD, während der live in den QCC zu „Kiew, wir kommen“ geschaltet wird. Dort steht „Lindenstraßen“-Mann Georg Uecker vor dem Moderatoren-Mikrofon – womit der Bogen zu der Bevölkerungsgruppe geschlagen wäre, die den Gesangswettbewerb einst zu einem Ereignis mit Kultcharakter gemacht hat. Große Teile des schwulen Berlins treffen sich zu Partys daheim oder verfolgen das Event in Bars und Kneipen, die extra ihr Programm umgestellt haben. Eine der größten Feten steigt traditionell im Kreuzberger „SchwuZ“ zum Grand Prix. Pardon: zum Song Contest. ling

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