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Provisorisch schon mal umbenannt: der Hindenburgdamm.

© Vinzenz Greiner

Linken-Politiker gegen Hindenburgdamm in Berlin: Das Anti-Treitschke-Bündnis hat ein neues Ziel

Bei einer Kundgebung enthüllte der Linken-Landesvorsitzende Klaus Lederer ein Straßenschild in Steglitz. Statt Hindenburgdamm stand dort nun Gretel-Bergmann-Damm. Lange hielt der Namenswechsel allerdings nicht.

Darf jemand Ehrenbürger einer Stadt sein, wenn er Hitler zum Reichskanzler ernannte? Leipzig und München haben diese Frage mit einem „Nein“ beantwortet. In Berlin dagegen wird noch rege diskutiert, ob Paul von Hindenburg, der gemeinsam mit Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde der Stadt ob seiner „Verdienste um die nationale Wiedergeburt“ verliehen bekam, diese behalten darf. Die Linke ist strikt dagegen, ihre Forderung landete aber erst einmal im Ausschuss des Abgeordnetenhauses.

Doch damit begnügt sich die Partei nicht: Am Mittwoch enthüllte der Linken-Landesvorsitzende Klaus Lederer ein Straßenschild am Hindenburgdamm in Steglitz: Gretel-Bergmann-Damm stand dort für die Zeit der Kundgebung, an der Mitglieder linker Organisationen teilgenommen hatten. „Zuerst wollten wir den Hindenburgplatz beim Herthagelände nach ihr benennen“, sagte Lederer. Da der Ort aber kein öffentlicher sei, sei man auf den Hindenburgdamm ausgewichen. Eine tatsächliche Umbenennung müsste der Bezirk vornehmen. Das ginge ohne Ausnahmeregelung des Senats frühestens fünf Jahre nach dem Tod der 100-jährigen Bergmann.

Sie emigrierte währen der NS-Zeit in die USA: Gretel Bergmann.
Sie emigrierte währen der NS-Zeit in die USA: Gretel Bergmann.

© Roland Ray

Die deutsch-jüdische Leichtathletin war in die USA emigriert, nachdem ihr die Nazis verboten hatten, an den Olympischen Spielen 1936 teilzunehmen. Sie war die beste deutsche Hochspringerin zur damaligen Zeit. Heute trägt eine Sporthalle in Wilmersdorf ihren Namen. Um den Hindenburgdamm umzubenennen, will Franziska Brychcy, Bezirkschefin der Linken, nun ein altes Bündnis mit Piraten, SPD und Grünen wiederbeleben.

Die hatten vor zehn Jahren bereits versucht, eine nach dem Historiker Heinrich von Treitschke benannte Straße umbenennen zu lassen. Treitschke ist für den Satz „Die Juden sind unser Unglück“ bekannt. Der Versuch scheiterte, weil Anwohner sich gegen eine Umbenennung stellten – auch wegen des bürokratischen Aufwands. Auch am Hindenburgdamm gibt es Skeptiker.„Der Name soll bleiben“, sagt der Besitzer eines Eiscafés. Aber auch ohne Umbenennung in Steglitz könnte es bald eine Straße mit Gretel Bergmanns Namen in Berlin geben. Das Veranstaltungsmanagement des Olympiaparks will im August eine namenlose Straße nach der Leichtathletin benennen.

Vinzenz Greiner

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