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Berlin: LKA-Brandermittler werden wegen Gutachten kritisiert Schwager von mutmaßlicher Brandstifterin meint, dass Experten Fehler machen. Auch BKA skeptisch

Die Berliner Brandermittler des Landeskriminalamtes (LKA) stehen in der Kritik. Im Zuge des Prozesses um die mutmaßliche Brandstifterin Monika de M.

Die Berliner Brandermittler des Landeskriminalamtes (LKA) stehen in der Kritik. Im Zuge des Prozesses um die mutmaßliche Brandstifterin Monika de M. hat sich deren Schwager an die Öffentlichkeit gewandt. Er kritisiert die Berliner Brandsachverständigen als „inkompetent“ und führt weitere Fälle an, bei denen angeblich „unschuldige Berliner zu Unrecht der Brandstiftung bezichtigt wurden“. Das sagte der 60-jährige Maschinenbauingenieur Rudolf Jursic dem Tagesspiegel. Immer wieder würden die Sachverständigen in ihren Gutachten Spiritus als angeblichen Brandbeschleuniger nachweisen, „was aber falsch ist“, behauptet Jursic.

Wie berichtet, wurde seine 52-jährige Schwägerin Monika de M. nach einem Feuer im Haus ihres Vaters im September 2003 in Neukölln zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt – weil die LKA-Brandgutachter angeblich Spuren von Spiritus gefunden hatten. Zweieinhalb Jahre saß sie in Haft – offenbar zu Unrecht, denn der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf. Seit Mittwoch steht Monika de M. wieder vor Gericht.

Ihr Schwager zählt nun weitere Fälle mit angeblich „falschen LKA-Gutachten“ auf. So auch den des 34-jährigen Postbeamten Andres R.: Er war angeklagt, einen Brand in der Wohnung seiner Lebensgefährtin gelegt zu haben, um deren 15-jährigen behinderten Sohn zu töten. Auch hier hatten die LKA-Ermittler ihn bezichtigt, den Brand mit Hilfe von Spiritus gelegt zu haben. Winzige Reste waren auf der Auslegeware nachgewiesen worden. Sie hätten jedoch genauso gut von Putzmitteln stammen können. Das Gericht sprach den Mann frei. Jursic führt auch den Fall Frank T. an: Auch er wurde nach einem Feuer vor acht Jahren wegen Brandstiftung mit Spiritus angeklagt. Zuerst schuldig gesprochen, wurde er in zweiter Instanz freigesprochen, da ihm die Tat nicht nachgewiesen werden konnte. „Er hat für viel Geld eigene Sachverständige beauftragt. Die Kosten werden ihm nicht erstattet“, sagt Jursic.

Im nun zweiten Prozess im Fall Monika de M. wurde die Expertin des Bundeskriminalamtes (BKA), Silke Löffler, als Obersachverständige beauftragt. Auch sie sagte im Prozess aus, dass es für einen Einsatz brennbarer Flüssigkeiten als Brandbeschleuniger keinerlei Hinweise gebe. Ebenso wie vier von insgesamt sechs Gutachtern im ersten Prozess. Für den positiven Nachweis, den das LKA präsentierte, habe sie „keine vernünftige Erklärung“. Auf die Frage, ob man in Berlin schnell auf Brennspiritus als Brandursache schließe, blieb die BKA-Expertin zurückhaltend: „Offensichtlich häufiger als in Wiesbaden.“

Die Polizei weist Jursics Kritik zurück. „Wir wollen mit Gutachten Fälle erklären. Es kann passieren, dass Experten zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen. Das heißt aber nicht, dass die Ermittler schlampig gearbeitet haben.“ Man müsse auch sehen, dass die Ermittler bei jährlich 909 Fällen vorsätzlicher Brandstiftung in Berlin über viel Erfahrung verfügten. Dennoch würden sie ihre Gutachten zu dem Fall angesichts der Kritik überprüfen.

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