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Berlin: Man gönnt sich ja sonst nichts

Die Grüne Woche war die beste seit der Wende: 490000 Besucher gaben 88 Millionen Euro aus

Noch mehr Besucher und noch höhere Umsätze – das ist das Fazit der Grünen Woche, die am Sonntag zu Ende gegangen ist. Fast 490 000 Berliner und Auswärtige haben die weltweit größte Landwirtschafts- und Ernährungsschau in diesem Jahr besucht – rund 40 000 mehr als im vergangenen Jahr. Das sei das beste Ergebnis seit der Wende, sagt ein Messesprecher. Damals kamen fast 600 000 Besucher – für den Umsatz war das Gewühl aber schlecht.

Diesmal liefen die Geschäfte glänzend. Während die Einzelhändler schon seit der Euro-Einführung über die Sparsamkeit der Kunden klagen, hatten die offenbar beschlossen, auf der Grünen Woche mal richtig zuzuschlagen. Für rund 88 Millionen Euro kauften sie und aßen sie – und gaben damit 15 Millionen Euro mehr aus als im Jahr 2002. Pro Kopf kletterten die Ausgaben von 171 Euro auf 183 Euro. Offenbar funktioniert die Grüne Woche wie ein Überraschungsei: Die Menschen zahlen gerne dafür, weil sie gleich drei Dinge auf einmal dürfen: Shows gucken, Tiere streicheln und Delikatessen essen, die’s hier sonst nicht gibt – kanadischen Büffelleberkäs’ zum Beispiel, japanische Fischkekse oder brasilianische Mangochips. „Klar, das ist doch ein Erlebnis“, bestätigte einer. Am Abend sei er eingeladen und könne dann was Lustiges mitbringen: Er öffnet eine Tüte und zeigt Sushi im Plastikpack. Waren die letzten, sagt er noch.

Ausverkauft. Das stand schon am frühen Nachmittag an einigen Ständen. Hajime Sawatari, Präsident der Firma, die die mit Kürbis und Knoblauchblüten gefüllten Fertig-Sushi herstellt, hatte 18 000 Packungen mit nach Berlin gebracht. Die waren am Sonntag weg, für je drei Euro. Außerdem, sagte Sawatari, der seine Produkte bisher nur in den USA verkauft, habe er gute Gespräche geführt. Schon ab Mai können auch Deutsche seine Sushi kaufen.

Die meisten Aussteller waren zufrieden. Er habe „super Geschäfte gemacht“, meinte zum Beispiel Adriano Benedos, der mit Pastasaucen angereist war. Ebenso Edmar Neumann, der vor der Mecklenburg-Halle Piratenspielzeug verkauft hat: „Ich hatte ja befürchtet, hier seien zu wenig Kinder“, sagte er. „Waren’s auch. Aber dafür genug Omis, die für die Enkel kaufen.“ Bis zu 20 Prozent mehr Umsatz verzeichneten viele Aussteller. Die Thüringer grillten 40 000 Würste. Die Bayern zapften 37 Hektoliter Bier. Und Schleswig-Holstein brachte 830 Schinken unters Volk. Begeistert bezeichnete der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Peter Traumann, die Messe als „Auftakt für einen neuen Dialog zwischen Verbrauchern, Landwirtschaft und Nahrungsmittelherstellern“.

Die Aussteller waren da vorsichtiger. Es sei zwar verführerisch, den Erfolg mit einem neuen Interesse gleichzusetzen, aber sicher habe einfach auch nur der Termin damit zu tun, sagte Milchbäuerin Henriette Kulow. Im vergangenen, schlechteren Jahr habe die Messe nämlich früher stattgefunden, näher an Weihnachten. Und dann die Angst vorm Teuro… Aber eigentlich sei ja egal, wie gute Nachrichten zustande kommen. Wie Kulow freuen sich viele Aussteller aufs nächste Jahr. Und die Berliner, die’s in diesem nicht geschafft haben, können gleich das Datum vormerken: 16. bis 25. Januar 2004.

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