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Berlin: Meisterkoch Peter Frühsammer

Da sitzt der gefeierte Meisterkoch an einem grauen Januartag im Golfclub in Phöben, erzählt lebhaft aus seinem bewegten Koch- und Küchenleben und bedient zwischendurch die wenigen Gäste. Er hilft dort in seinem Club aus.

Da sitzt der gefeierte Meisterkoch an einem grauen Januartag im Golfclub in Phöben, erzählt lebhaft aus seinem bewegten Koch- und Küchenleben und bedient zwischendurch die wenigen Gäste. Er hilft dort in seinem Club aus. Der Kontrast: Abends gibt er mit namhaften Kollegen ein großes Trüffel-Dinner im Interconti.

Dass der Bub aus dem kleinen schwäbischen Dorf Burgberg Koch werden wollte, das hat er quasi dem Großvater am Grab versprochen. Der hatte einen Landgasthof und eine richtige Bauernschlachterei. Bei ihm hat er kochen und „gutes Essen“ kennengelernt. Statt Schweineschmalz, von dem es reichlich gab, musste „Butter zum Reh“. Auch seine Eltern arbeiteten dort, aber von denen hat er wenig mitbekommen. Mit gerade 14 Jahren startete er seine Lehre – „weit weg“ im Hotel Paradies in Stockach am Bodensee. Danach dachte er, „nun könne er es“. Aber das war ein Irrtum. Genau wie der erste Job auf der Flucht vor der Musterung in der Küche des Berliner Kempinski. Da war er der „letzte Kommis im Glied“. Den Ausdruck Mobbing gab es noch nicht, die Tatsache schon. Aber unvergesslich der Chef Bernhard Schambach, der regelmäßig in die Töpfe guckte und oft meinte: „Sehr, sehr schön, aber leider falsch.“

Im Hotel Berlin lief es für den ehrgeizigen und ungeduldigen künftigen Meisterkoch sehr viel besser. Dort lernte er auch seine Frau Antje, die spätere Mutter der heute 20-jährigen Tochter kennen und lieben. Zusammen gingen sie nach Karlsruhe und zur Burg Windeck. Dort wirkte Peter Wehlauer mit zwei Sternen – für den jungen Frühsammer damals „ein Gott“!

Ein Shooting-Star und „von allen Medien gehätschelt“ wurde er dann bald selbst mit dem Restaurant an der Rehwiese in Berlin, das sie mit 16 000 Mark Startkapital 1983 eröffneten. Fachzeitschriften feierten sie alsbald als Nummer eins in Berlin, und 1985 leuchtete für den jüngsten Koch der erste Michelin-Stern! 17 Punkte im Gault Millau und die angeblich beste Weinkarte! Aber verdient haben sie wenig. Berlin vertrug damals noch keine angemessen hohe Preise. Eine Zeit lang widmete er sich deshalb nebenher der Zucht von Galloway-Rindern in der Nuthe-Niederung. Trotz der hohen Weihen ging es aber langsam bergab – mit dem Renommee und auch mit der Ehe.

Mit seiner neuen Partnerin Sonja Kugel, deren Kochkünste und Persönlichkeit er fast in den siebten Himmel lobt, gründete er Servino. Catering machen sie für so renommierte Kunden wie das Wissenschaftskolleg. Ihre ständigen „Quartiere“ haben sie heute im Grunewalder Tennis- Club und im Casino im Audi-Zentrum an der Franklinstraße. Mit 15 Leuten machen sie rund 1,4 Millionen Euro Umsatz. Dahinter stehen 75 000 Essen im Jahr. Inhaberin ist seine Partnerin, er ist als Koch beim israelischen Botschafter angestellt.

Wie geht es weiter? Gerne würde der heitere Mann, der ein wenig an Elvis Presley erinnert, mehr Violine und Golf spielen und in einigen Jahren ein kleines Gourmet-Restaurant in Berlin eröffnen. Liebhaber für feine Küche wird es, davon ist er überzeugt, weiterhin geben, aber in den Küchen werden sie mit ganz neuen Gerätschaften und Verfahren kochen – doch immer mit der Sehnsucht nach den Sternen.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Peter Frühsammer, (47), kam im schwäbischen Burgberg zur Welt. Der einstige Sternekoch betreibt in Berlin das Restaurant Servino. Nebenbei bekocht er den israelischen Botschafter

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