zum Hauptinhalt

Berlin: Menschliche Knochen lagen in Wohnung

Firmenmitarbeiter fand sie in Neuköllner Haus beim Entrümpeln. Mieter von Nachbarn länger vermisst.

Das Küchenfenster völlig zugestellt mit Holz, Kisten, Schuhen, das Badezimmerfenster verhängt, an der Eingangstür ein Schloss. Eine Firma wollte die Ein-Zimmer-Wohnung in der Emser Straße in Neukölln am Freitagnachmittag im Auftrag der Hausverwaltung räumen, da wurden in dem Müllchaos menschliche Knochen und Knochenteile entdeckt. Aufgrund der Obduktion und der „Gesamtumstände“ gebe es Hinweise auf ein Gewaltverbrechen, sagte ein Polizeisprecher. Die Mordkommission ermittelt.

Die Wohnung, zweiter Stock, Hinterhaus, war eine sogenannte Messie-Wohnung und „stark verwahrlost“, sagte der Sprecher. Die Knochen könnten dem Mieter der Wohnung gehören, den man schon lange nicht mehr gesehen habe. Ein Nachbar spricht von zwei Monaten, ein anderer von mehr als einem Jahr, in dem man dem Mann nicht mehr begegnet sei. Erste Untersuchungen am Sonnabend haben nicht einmal das Geschlecht klären können, sagte der Sprecher. Völlig ausgeschlossen werden könne ein natürlicher Tod noch nicht.

Am Sonnabend zeigte die Polizei den Anwohnern Fotos von einer Frau und einem Mann. Die Frau, so erzählte ein Anwohner, sei noch bis vor einer Woche regelmäßig in der Wohnung ein- und ausgegangen. Ob sie neben der Leiche gelebt habe oder die Knochen für sie nicht erkennbar unter dem Müll verborgen waren, ist unklar. Der Briefkasten wurde jedenfalls regelmäßig geleert. Der Mann auf dem Foto, so sagte der Anwohner weiter, habe bereits vor mehr als einem Jahr eine Anzeige gegen den Bewohner der Messie-Wohnung gestellt und vor diesem und der Frau auf dem Foto gewarnt. Die Polizei wollte dies nicht bestätigen.

„Drogensüchtige“, so vermutet der Anwohner. Seit über einem Jahr habe es aus der Wohnung stark gestunken, „ein furchtbarer Geruch“. Der vermisste Mieter sei ruhig gewesen und habe keine Gäste gehabt. Auf Ende 50, Mitte 60 schätzt ihn der ehemalige Hausmeister. Er sei Einzelgänger und ein ruhiger Mieter gewesen und habe seit über acht Jahren in dem etwas heruntergekommenen Altbau gewohnt. Er wundere sich, dass der Mann ein Messie gewesen sein soll. Noch vor einem Jahr habe er etwas in der Wohnung repariert, da habe es verhältnismäßig ordentlich ausgesehen, sagte der ehemalige Hausmeister.

Für die Polizei sind derlei Einsätze keine Seltenheit. Gerade alleinstehende Menschen liegen manchmal jahrelang unentdeckt tot in einer Wohnung. Verwesungsgeruch und -geschwindigkeit hängen von Witterung und Temperatur ab. Und weil Strom und Miete per Dauerauftrag oder Einzugsermächtigung bezahlt werden und auch Rente und Hartz IV automatisch kommen, können solche Schicksale lange unbemerkt bleiben.

Zur Startseite