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Berlin: Messerstecher in Psychiatrie eingewiesen

Nach den tödlichen Messerstichen sprach Mehdi N. von rechter Gewalt.

Nach den tödlichen Messerstichen sprach Mehdi N. von rechter Gewalt. Er sei von Nazis verfolgt worden. Weil er sich wehren wollte, habe er ein Messer gezogen. 13mal stach er auf den 20-jährigen Thomas P. ein. Vor dem Landgericht setzten die beiden Verteidigerinnen die Argumentation des Tunesiers fort. Gestern urteilten die Richter: „Der Fall hat nichts mit rechter Gewalt zu tun.“ Für N. wurde die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.

Der 25-jährige Soziologie-Student mit einem Zimmer in Zehlendorf war am 20. März 2004 bewaffnet nach Marzahn gefahren. Vier Messer und ein Holzhammer stecken in einer Tüte. Am S-Bahnhof demolierte er Fahrzeuge. Das hatten Thomas P. und seine Freunde beobachtet, als sie auf dem Weg in eine Diskothek waren. Sie wollten den Randalierer stoppen. Seine Zivilcourage kostete P. das Leben. Seinen Freund Dirk M. verletzte der Tunesier lebensgefährlich.

„Sie wollten unrechtes Tun verhindern“, sagte die Vorsitzende Richterin über die jungen Männer. Der Verteidigung warf das Gericht vor, ein Bild von Marzahn konstruiert zu haben, in dem Jugendliche stets auf dem Sprung seien, Ausländer anzugreifen. Vorurteile seien damit geschürt worden. „Möglicherweise waren es solche Vorurteile, durch die sich das Wahnbild des Beschuldigten verfestigte.“ Mehdi N. leidet an Schizophrenie. Er sei schuldunfähig, befand das Gericht. Wie lange er in der geschlossenen Klinik bleibt muss, ist unklar. Eine Entlassung setzt voraus, dass der Patient als ungefährlich gilt. Mehdi N., Sohn einer wohlhabenden Familie, kann hoffen, nach ein paar Jahren nach Tunesien verlegt zu werden. Das könnte sinnvoll sein, hatte ein Gutachter erklärt. Weil N. in Deutschland keinen Vertrauten habe. K. G.

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