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Michael Mueller muss seinen Dienstwagen behalten.

© imago

Neues Modell stößt noch mehr Schadstoffe aus: Michael Müller behält Dienstwagen mit hohen Abgaswerten

Neues Modell hätte noch schlechtere Abgaswerte. Neun von 36 Spitzenpolitikern fahren E-Fahrzeuge mit hohen Leasingraten.

Von Sabine Beikler

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bekommt regelmäßig Schelte, weil sein Dienstwagen, ein gepanzerter Mercedes S-Guard, einen hohen CO2-Ausstoß hat. Nun wollte Müller auf Nummer sicher gehen und auf einen schadstoffarmen Audi A 8 L Security umsteigen. Die Limousine wurde bestellt, das Auto stand quasi zur Abholung bereit.

Doch dann folgte eine böse Überraschung: Die Audi-Abgaswerte sind deutlich höher als die des alten Stinkers. Jetzt lässt sich Müller in seinem Mercedes weiter chauffieren.

Nach Tagesspiegel-Informationen hätte der CO2-Ausstoß der neuen Audi-Limousine von Müller 330 Gramm pro Kilometer nach dem noch gültigen NEFZ-Verfahren und 402 Gramm pro Kilometer nach dem neuen Abgasmessverfahren WLTP betragen. Der CO2-Ausstoß des schusssicheren Mercedes dagegen beläuft sich auf 270 g/km laut der vertraulichen Liste „Personengebundene Fahrdienstleistungen für den Bereich der Hauptverwaltung“, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Auf Nachfrage erklärte Senatssprecherin Melanie Reinsch, dem Regierenden sei 2019 ein „neu konzipierter Wagen“ angeboten worden, der 2020 fertiggestellt wurde. „Technische Veränderungen“ hätten Müller „aber dazu bewogen, den bisherigen Dienstwagen weiterzufahren. Da es sich um ein Sicherheitsfahrzeug und nicht um ein Serienfahrzeug handelt, ist es nicht möglich, zeitnah einen neuen Dienstwagen zu erhalten.“

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Die Ingolstädter Audi AG verwies auf Nachfrage darauf, dass es sich bei diesen Fahrzeugen um „sicherheitsrelevante Themen“ handle. „Leider kommunizieren wir zu Fahrzeugen mit Beschussklassen und wenn es die Geschäftsbeziehungen mit Behörden betrifft keinerlei Details in der Öffentlichkeit“, sagte Antje Maas, Leiterin Kommunikation Unternehmen Audi AG.

Je sauberer das Auto, desto teurer

Die Crux mit möglichst schadstoffarmen Autos liegt auch darin, dass monatliche Leasingraten deutlich teuer sein können. Von den 36 Staatssekretären und Senatoren fahren inzwischen neun Politiker E-Fahrzeuge. Drei Politikerinnen haben sich zum Beispiel für das vollelektrische Modell Tesla Model 3 entschieden: Damit sind Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) und Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers (SPD) in Berlin unterwegs, die Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Regine Günther (Grüne) wartet noch auf ihren bestellten Tesla. Pro Monat kostet die Leasingrate für einen Tesla nach Tagesspiegel-Informationen rund 1200 Euro.

Nur geparkt sind allen Senatsdienstwagen gleich schadstoffarm.
Nur geparkt sind allen Senatsdienstwagen gleich schadstoffarm.

©  Stephanie Pilick/dpa

Mit etwa 450 Euro ist die monatliche Rate für einen vollelektrischen Audi e-tron 55 quattro deutlich preiswerter. Der Chef der Senatskanzlei, Christian Gaebler, die Staatssekretäre der Wirtschaftsverwaltung, Barbro Dreher und Christian Rickerts, fahren dieses Modell.

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Die Staatssekretäre Sawsan Chebli (Senatskanzlei) und Stefan Tidow (Umweltverwaltung) haben sich für einen Audi e-tron Sportback 55 quattro entschieden, dessen Leasingrate pro Monat 20 Euro teurer ist als die des „normalen“ E-tron. Margit Gottstein, Staatssekretärin in der Justizverwaltung, hat sich für einen kleineren, vollektrischen BMW i3 entschieden. Die Leasingrate liegt mit 600 Euro monatlich auch im höheren Segment.

Die monatlichen Belastungen von Benzinern, Plug-in-Hybrid- oder Dieselfahrzeugen, die im Fuhrpark der Spitzenpolitiker auch noch vorhanden sind, liegen im Schnitt zwischen 200 Euro und 400 Euro. Während die Hersteller für herkömmliche Verbrennungsmotoren bei Dienstwagen einen größeren Preisnachlass gewähren, ist ein gutes ökologisches Gewissen immer noch teuer. Der amerikanische Hersteller Tesla gibt für seine Modelle nach Tagesspiegel-Informationen überhaupt keinen Rabatt bei Behördenfahrzeugen.

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