Berlin: Mit Messern den Ehemann attackiert 58-Jährige bestreitet
im Prozess Tötungswillen.
Berlin - Das letzte Kapitel der zerrütteten Ehe hätte schon vor Jahren ein Familiengericht schreiben sollen. Der Krach war oft laut und wurde mehrfach handgreiflich. Doch Karola M. und Bernhard M., 58 und 70 Jahre alt, zogen zwar Trennlinien im Haus, doch sie blieben unter einem Dach. Jetzt sitzen sie sich vor einem Schwurgericht gegenüber. „Sie stand wie eine Furie vor meinem Bett, hatte in jeder Hand ein Messer“, sagte der Mann am Dienstag. „Ich will dich abstechen“, habe Karola M. gedroht und ihn durch sechs Stiche an Kopf, Schulter und einer Hand verletzt.
Unscheinbar wirkte die Angeklagte, schlicht gekleidet, grau-blond das Haar. Nach 38 Ehejahren muss sich die dreifache Mutter wegen versuchten Totschlags verantworten. Karola M. schüttelte nur den Kopf. Ihre Version verlas ihr Anwalt. Sie habe in der Nacht des 17. Februar mit ihm reden wollen. Sie habe befürchtet, dass ihr Mann das Haus in Lichterfelde versteigern lassen wollte. Als treibende Kraft sah sie eine Bekannte des einstigen Inhabers einer Heizungs- und Sanitärfirma. Es sei „unvorsichtig“ gewesen, ihn mit Messern aufzusuchen. Sie habe aber einen Angriff befürchtet, hieß es weiter. Als es zum Gerangel kam, habe sie ihn „fahrlässig verletzt“.
Bernhard M. sah seine Noch-Frau nicht an, als er auf dem Zeugenstuhl saß. „Sie hatte mich vor zehn Jahren aus der Wohnung geworfen“, sagte er. Sie teilten sich nur noch die Waschmaschine. Zufällige Begegnungen konnten schnell in Zoff umschlagen. „Sie machte aus einer Lappalie einen Donnerschlag“, sagte der Mann. Sie habe über seine Telefonate Buch geführt, ihn beobachtet, wenn er das Grundstück verließ. Grundlos sei sie eifersüchtig gewesen. Bei der angeblichen Rivalin handele es sich um eine frühere Kundin von 80 Jahren, mit der er sich gern und oft unterhielt. Karola M. schüttelte den Kopf. Sie hat eine ganz andere Version. „Er hat sich nach einer Operation psychisch verändert, wurde aggressiver, ungehaltener, vergesslicher“, beklagte sie. Mehrfach habe er sie geschubst, geschlagen. Sie hatte vergeblich versucht, ihn unter Betreuung stellen zu lassen. Unruhig wirkte sie, als ihr ältester Sohn aussagte: „Sie hat eine dominante Art, es gibt Gestreite wegen Nichtigkeiten – auch mit den Nachbarn.“ Der Prozess geht Dienstag weiter. Kerstin Gehrke