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THEKEN Tanz: Morélos

Ein Lokal fehlte noch. Nach dem Umzug des Tagesspiegels von der Potsdamer Straße zum Askanischen Platz sah sich der drinking man veranlasst, den Cocktailfaktor der neuen Umgebung zu erkunden.

Von Frank Jansen

Ein Lokal fehlte noch. Nach dem Umzug des Tagesspiegels von der Potsdamer Straße zum Askanischen Platz sah sich der drinking man veranlasst, den Cocktailfaktor der neuen Umgebung zu erkunden. Dabei stach zunächst die „Anhalter Bar“ im Mövenpick Hotel (Schöneberger Straße 3) heraus, in der ein junger, kreativer Keeper rührt und schüttelt. Das „Solar“ im Hochhaus an der Stresemannstraße ist ebenfalls zu empfehlen, allerdings haben Leser über eine rigide Einlasspolitik geklagt. Erstmal nicht ernst genommen hatte der drinking man hingegen das „Morélos“, gleich neben dem Eingang zur Zeitung: Ein mexikanisches Restaurant und Steakhouse, nun ja. Aber ein Blick auf die Speisen- und Cocktailkarte, geschärft durch einen leeren Magen, senkte die Testschwelle.

Der hohe Raum ist mit aufgemalten Bildnissen von Frida Kahlo drapiert, der vermutlich berühmtesten, körperlich und seelisch geplagtesten und kompliziertesten Mexikanerin aller Zeiten. Außerdem prangt an einer Wand eine Art Aztekenlogo, riesig groß und rund und blutig rot. Das Gestühl ist hingegen weniger aufregend: elfenbeinfarben, hohe Lehne, passend zu den Polsterbänken an den Wänden und ein hübscher Kontrast zu den dunklen Holztischen. Eine reizende Kellnerin, nicht aus Mexiko, sondern aus Indien, brachte dem drinking man und der compañera die Karte.

Es fiel auf, dass die Betreiber des Morélos offenbar dem US-amerikanischen Präsidenten zugetan sind. Es gibt einen Obama-Burger und einen Obama-Colada, beides hat der drinking man bestellt. Das änderte sich auch nach dem Konsum von O-Burger und O-Colada nicht. Der Burger war zwar ringsum aufwendig garniert, für sich aber etwas trocken. Der Colada (brauner Rum, Kahlúa, Ananassaft, Crème de Coco, Sahne) schmeckte klassisch süß, könnte aber wohl keinen US-Republikaner in einen glühenden US-Demokraten verwandeln.

Mehr Schwung hatten der Sex in Berlin (weißer Rum, Wassermelonenlikör, Grenadine, Zitronensaft, Maracujasaft) und der Gin Tai, der allerdings mit etwas zu viel Süße auftrumpfte und statt Eiswürfeln besser mit gestoßenem Eis zu komponieren wäre. Für Führerscheinfans ist hingegen der Genuss des ungemein erdbeerigen Strawberry Fields (Erdbeerpüree, Erdbeersirup, Limettensaft, Zitronensaft, Orangensaft, Ananassaft) und des Haberent (offenbar nach dem Vermieter des Hauses benannt; Limette, Rohrzucker, Maracujasaft, Kirschsaft) zu empfehlen.

Drinking man und compañera waren am Ende zumindest gut gesättigt. Klappt auch nicht überall. Frank Jansen

Morélos, Askanischer Platz 4, Kreuzberg, Tel.: 263 93 031, täglich ab 12 Uhr

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