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Berlin: Müggelturm: Bechern in der Burganlage

Wahrscheinlich wird die diesjährige Saison auf dem Müggelturm- Areal die letzte im Charme der DDR-Zeit werden. Denn der langjährige Betreiber des Turms und der Gaststätte, Wolfgang Gerber, ist sich sicher, endlich den richtigen Investor gefunden zu haben.

Wahrscheinlich wird die diesjährige Saison auf dem Müggelturm- Areal die letzte im Charme der DDR-Zeit werden. Denn der langjährige Betreiber des Turms und der Gaststätte, Wolfgang Gerber, ist sich sicher, endlich den richtigen Investor gefunden zu haben. Selim Kuzu, ein international aktiver Kaufmann, der die Hauptvertretung der Allianz-Aktiengesellschaft und die Allianz Vermögens-Bank leitet, möchte die Umgestaltung des maroden Geländes finanzieren.

"Mich reizt die einzigartige Lage", begründet Kuzu sein Engagement. Andererseits sei er vom momentanen Zustand des bekannten Ausflugsziels schockiert. "Da muss etwas passieren." Und er ist davon überzeugt, dass dort etwas Einzigartiges entstehen kann. Seit November vergangenen Jahres beschäftigt sich der Geschäftsmann intensiv mit dem Projekt. Bereits vorliegende Planungen wurden überarbeitet und die Müggelturm-Projekt Entwicklungsgesellschaft gegründet.

Burganlage für Ausflügler

Kuzu und seine Mitstreiter möchten das rund 4500 Quadratmeter große Gelände auf den Müggelbergen zu einer Art Burganlage umgestalten. Zentrales Element soll nach wie vor ein Turm bilden. Doch er sollte anders aussehen als der vor 40 Jahren errichtete Betonklotz. Kuzu schwebt ein Bauwerk ähnlich dem hölzernen, pagodenähnlichen Turm vor, der im Mai 1958 an dieser Stelle abbrannte. Das Skelett und das Fundament des derzeitigen Ausgucks könnten bei einer solchen Variante sogar stehenbleiben. "Aber das sind alles erste Vorstellungen", sagt der potenzielle Investor.

Noch habe es keine konkreten Absprachen mit dem Bezirksamt gegeben. Ein Gesprächstermin sei allerdings für die kommende Woche vereinbart worden. Kuzu weiß, dass er für das Vorhaben viel Energie benötigt und vor allem einen langen Atem braucht. Denn bis mit den Bauarbeiten begonnen werden kann, sind noch etliche Hürden zu nehmen. Trotz dieser Hindernisse hofft Kuzu, möglicherweise schon im Herbst mit den Bauarbeiten beginnen zu können.

Bislang jedoch steht das Areal, wie berichtet, unter Denkmalschutz. Und die bisherigen Planungen sind davon ausgegangen, die in den 60er Jahren errichtete Gaststätte als äußere Hülle zu erhalten, aber innen umzubauen. Das hält Kuzu jedoch für unmöglich. Er begründet das mit dem "miserablen baulichen Zustand" des Gebäudes. "Es ist vom Schwamm befallen und hat viele Risse", erklärt er. Deshalb sei eine Sanierung aus seiner Sicht unwirtschaftlich. Er würde stattdessen gern ein modernes Gebäude auf dem Müggelberg errichten. Dort sollten Besucher jeden Alters bewirtet werden. Er denkt auch an Erlebnisgastronomie sowie Kunstausstellungen und Theateraufführungen. Auch das in älteren Plänen angedachte Hotel könnte entstehen. Denn eines ist für Kuzu klar: "Der Müggelturm soll nach wie vor ein volkstümlicher Vergnügungsort sein."

Umweltfreundliches Vergnügen

Der Investor legt aber auch Wert auf eine ökologische Umgestaltung. Eine Wasseraufbereitungsanlage und die Nutzung von Solarenergie gehören dazu. Hans Schreier, dem Geschäftsführer der Müggelturm-Projektentwicklungsgesellschaft, schwebt unter anderem ein Solar-Shuttle vor. "Auf diese Weise wäre eine umweltfreundliche Anreise möglich", betont er. Auch die unweit des Turms gelegene ehemalige Ausflugsgaststätte "Marienlust", die bei einem Feuer zerstört wurde, will Kuzu einbeziehen. Erste Ideen gehen von einem Bootsanleger aus, der dort wiederbelebt werden könnte.

Kuzu schätzt, dass etwa 20 Millionen Mark für das Müggelturm-Projekt nötig sind. Er rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Wäre es nach dem langjährigen Betreiber Wolfgang Gerber gegangen, würde sich das Gelände auf den Müggelbergen schon jetzt ganz anders präsentieren. Doch der Köpenicker hat bei der Suche nach einem Investor in den vergangenen sechs Jahren mehrmals auf falsche Mitstreiter gesetzt.

Zuletzt war da beispielweise eine Firma, die amerikanisches Kapital versprach, aber im Gegenzug von Gerber forderte, sich während der Verhandlungen keinesfalls um andere Finanzierungsmöglichkeiten zu kümmern.

Im Sommer letzten Jahres sprangen Gerbers Hoffnungsträger jedoch ab. Und der Gaststättenbetreiber hatte wieder viele Monate verloren. Er selbst ging dann auf Kuzu zu. Inzwischen sieht Wolfgang Gerber die Umsetzung des Konzepts greifbar nah wie nie zuvor. "Kuzu ist fair und hat bislang alle seine Zusagen eingehalten", sagt er über den jungen Geschäftsmann. Aus Sicht von Gerber sei das jetzt die einzige Chance, endlich etwas zu bewegen.

Steffi Bey

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