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Baby fast zu Tode geschüttelt: Mutter muss fünf Jahre ins Gefängnis

Eine 31-Jährige schüttelte ihr Baby fast zu Tode und schlug es ins Gesicht. Vor Gericht erklärte sie ihr Verhalten mit Überforderung und Abneigung gegen Kinder. Der Vorfall hätte vielleicht verhindert werden können - denn das Jugendamt wusste von den Problemen der Frau.

Sie sah das Baby als Eindringling in ihre eigene Welt. Nancy M. schlug ihrem Sohn ins Gesicht und schüttelte ihn fast zu Tode, als er fünf Wochen alt war. „Es war keine einmalige Überforderung“, stand am Montag für das Landgericht fest. Die 31-Jährige habe ihn an zwei Tagen derart geschüttelt, „dass der Kopf mindestens zehn Pendelbewegungen ausgesetzt war“. Sie wurde zu fünf Jahren Haft wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen verurteilt. Der Junge erlitt schwere Hirnverletzungen. „Ein normales Leben wird ihm nicht möglich sein“, sagte die Vorsitzende Richterin.

Nancy M. saß regungslos im Gerichtssaal. Tränen hatte sie bei Beginn des Prozesses vergossen. Sie ließ ihre Verteidigerin eine Version von Verzweiflung und Überforderung schildern. Ihr fehle der Zugang zu kleinen Kindern, lautes Babyweinen mache sie nervös, einmal habe sie den Jungen geschüttelt. Die Richter waren überzeugt, dass in der Wohnung in Hellersdorf mehr passiert ist. Nach dem ersten Schütteln im Juni sei der Kopf des Jungen angeschwollen. Die Mutter unternahm nichts. Wenige Tage später habe sie ihn erneut geschüttelt. „Sie quälte ihn dadurch.“

Das Drama zeichnete sich ab. Nancy M., die eine 13-jährige Tochter aus erster Ehe hat, wollte kein weiteres Kind. Aber ihr zweiter Ehemann, ein 29-jähriger Postbote, und dessen Eltern wünschten Nachwuchs. Als Nancy M. schwanger war, soll sie verkündet haben: „Ich hasse das Ding bereits jetzt.“ Doch ihr Ehemann und ihre Tante schmiedeten den Plan, die Mutter nie allein zu lassen mit dem Sohn.

Nancy M. ist gelernte Bürokauffrau. Sie war gern im Büro, hatte drei Pferde und liebte ihren Reitsport. Für ihren Mann war sie die erste Frau, sie trat dominant auf. Ihre Tochter lebte bei ihrem leiblichen Vater. Als Nancy M. erneut schwanger war, berichtete sie gegenüber einer Mitarbeiterin eines Elternhilfevereins von ihrer Abneigung gegen Kinder. Die Frau war sehr besorgt, schlug eine Adoption vor, ging zum Jugendamt. Später waren Mitarbeiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes bei Familie M. Eine Gefahr für das Kind sah man nicht. Jetzt lebt der Junge bei Pflegeeltern.

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