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Berlin: Nach Überfall in Lichtenberg: Supermarkt-Räuber sollten auf frischer Tat ertappt werden

Der Polizeieinsatz in einem Lichtenberger Supermarkt, bei dem am Montagabend einer der drei Räuber erschossen wurde, ist laut Polizeigewerkschaft GdP "äußerst professionell" abgelaufen. Es seien keine Unbeteiligten verletzt und drei Kriminelle festgenommen worden, sagte der Sprecher der Gewerkschaft, Klaus Eisenreich.

Der Polizeieinsatz in einem Lichtenberger Supermarkt, bei dem am Montagabend einer der drei Räuber erschossen wurde, ist laut Polizeigewerkschaft GdP "äußerst professionell" abgelaufen. Es seien keine Unbeteiligten verletzt und drei Kriminelle festgenommen worden, sagte der Sprecher der Gewerkschaft, Klaus Eisenreich. Rechtlich wollte er die Umstände der Schüsse auf den 23-jährigen Mike L. nicht bewerten.

Nach dem bisherigen Ermittlungsstand war der später Getötete aus dem Supermarkt geflüchtet. Draußen stieß er auf zwei Polizisten. Auf den einen soll er mit einer Schreckschusswaffe in der Hand zugelaufen sein. Der zweite Beamte hat daraufhin drei Schüsse abgegeben, die Mike L. in die Seite und in den Rücken trafen. Bei dem Überfall auf einen "Extra"-Markt am Anton-Saefkow-Platz waren Mike L. und zwei Mittäter von der Polizei abgepasst worden. Die Ermittler wussten vorab von der geplanten Tat, weil das Handy des Getöteten abgehört wurde. Die Verhafteten sollen als Bande für mindestens sechs weitere Raubüberfälle auf zwei Tankstellen und vier Supermärkte verantwortlich sein.

"Es ist tragisch, dass jemand ums Leben gekommen ist", sagte der in dem Raubüberfall ermittelnde Kriminaloberrat Manfred Schmandra. Von den Schüssen abgesehen sei der Einsatz aber im Wesentlichen so gelaufen wie er geplant war. Bis auf eine Ausnahme: Um und im Markt waren SEK-Beamte in Zivil postiert. Ziel war, die drei Tatverdächtigen sofort "beim Betreten des Marktes, ohne Gefährdung von Personen" festzunehmen. Die Ermittler hatten aber nicht damit gerechnet, dass sich die 16-jährige Freundin von Mike L. unter die Kunden gemischt hatte. Via Handy gab sie den Startschuss für den Überfall. Statt sich dem Gebäude langsam zu nähern, seien die Drei plötzlich gerannt, sagte Schmandra. Die Beamten vor der Tür seien dadurch etwas in Zeitverzug gekommen. Die beiden Mittäter konnten vor den Kassen überwältigt werden. Dass L. "auf der Hacke kehrt macht und nach draußen rennt", war nicht vorgesehen.

Schmandra wies darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft der Bande eine "Verabredung zum Verbrechen" habe nachweisen wollen. Dazu sei es nötig gewesen, den Überfall ansatzweise vonstatten gehen zu lassen. Bis dahin hatte man nur Mike L. als Verdächtigen. "Ziel war es, an alle heranzukommen".

"Wer meint, eine Schreckschusswaffe mit herumschleppen zu müssen und auf einen Polizisten zielt, muss die Konsequenzen tragen", sagte GdP-Sprecher Klaus Eisenreich. Für die Beamten sei es in so kurzer Zeit nicht möglich, Schreckschusspistolen von echten zu unterscheiden. Eisenreich erneuerte seine Forderung nach dem "kleinen Waffenschein". Das Bundesinnenministerium hat ein entsprechendes Gesetz, wonach der Kauf von solchen Waffen nur noch bei einwandfreiem polizeilichen Führungszeugnis erlaubt ist, vorbereitet.

Er befürchte "amerikanische Verhältnisse" in Berlin, sagte Eisenreich. Die Hemmschwelle der Täter sinke immer weiter ab. Im Jahr 2000 seien in Deutschland acht Polizisten im Dienst getötet worden.

Gegen den SEK-Beamten, der die Schüsse abgab, läuft ein Ermittlungsverfahren von Amts wegen. Der Einsatz der Dienstwaffe wird in Berlin durch das Gesetz zur Anwendung unmittelbaren Zwanges geregelt.

tob

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