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Von Tag zu Tag: Nachgestellt

Werner van Bebber würde gern mehr von Karl-Heinz Kurras hören

Der alte Mann muss sich keine Sorgen machen. Karl-Heinz Kurras, West-Berliner Polizist und Ost- Berliner Agent zur selben Zeit, bekommt, was ihm zusteht – jedenfalls pensionsmäßig. Eine Kürzung des Ruhegehalts wegen mutmaßlichen Landesverrats, vom Landesverwaltungsamt in einer rasanten Zuckung verfügt, ist nicht statthaft. Zwei staatsanwaltschafliche Ermittungsverfahren gegen Kurras, dazu der Versuch, ihm das Leben finanziell schwerer zu machen, mediale Nachstellungen bis in seine Stammkneipe immer dann, wenn er wieder in der Zeitung stand, tatsächlicher körperlicher Verfall und der Versuch, den torkelnden Alten mindestens vor Gericht plausibel darzustellen, wenn noch eine Hauptverhandlung ansteht, die geliebten Schusswaffen weg – Kurras wird, so scheint es, mit über 80 Jahren von seiner Vergangenheit noch eingeholt, jedenfalls ein wenig. Von Gerechtigkeit kann man trotzdem nicht sprechen, hat man doch von Kurras nie ein Wort des Bedauerns über den Tod eines jungen Mannes gehört, den er zu verantworten hat. Aber so ist das mit der Gerechtigkeit: Auch das Landesverwaltungsamt kann sie nicht erzwingen.

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