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Berlin: Nächstes Thema!

VON TAG ZU TAG Bernd Matthies sagt, warum Strieder nicht zurücktreten sollte Das ist mal klar: Wenn alles, was nachts beim vierten Glas Wein gesagt wird, später in der Zeitung steht, können wir einpacken. Wir alle – Ärzte, Lehrer, Politiker, Journalisten – verirren uns ja manchmal sogar im nüchternen Zustand in Formulierungen, die besser nicht an die Öffentlichkeit dringen.

VON TAG ZU TAG

Bernd Matthies sagt, warum Strieder nicht zurücktreten sollte

Das ist mal klar: Wenn alles, was nachts beim vierten Glas Wein gesagt wird, später in der Zeitung steht, können wir einpacken. Wir alle – Ärzte, Lehrer, Politiker, Journalisten – verirren uns ja manchmal sogar im nüchternen Zustand in Formulierungen, die besser nicht an die Öffentlichkeit dringen. Dennoch sind wir überwiegend verantwortungsbewusste Leute, die nur ab und zu unter der Hand einen groben Spruch ablassen, so wie ein Drucktopf Dampf ausstößt.

Nun soll Peter Strieder also nächtens beim Wein über Unternehmensberater gesagt haben: „Die sagen mir nicht nur, wie viele Leute erschossen werden müssen, sondern sie schreiben auch gleich die Namen auf die Kugeln.“ Das klingt wie ein echter Strieder; er bestreitet freilich, es gesagt zu haben. Dabei ist nicht einmal der Zusammenhang klar – ist das ein Lob der Beraterbranche oder eher polemische Kritik an ihr, wie sie so doch auch in Gewerkschaftskreisen formuliert werden könnte? Aber darauf kommt es kaum noch an. Denn längst zeigen die Heuchler aller Lager auf Strieder, wenden das Wort „Skandal“ glückstrahlend hin und her und freuen sich, dass mal wieder eine Rücktrittsforderung fällig ist.

Wäre es nicht schön, wenn mal ein einziger Strieder-Gegner erklärt hätte: Ja, wir vergreifen uns alle manchmal im Ton, nächstes Thema bitte? Aber so viel Vernunft ist im Moment wohl nicht zu erwarten. (Seite 10)

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