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Karneval: Närrische Karawane zieht durch Berlin

Eisiger Kälte und Schneetreiben zum Trotz haben auf Berlins Straßen mehrere hunderttausend Jecken die fünfte Jahreszeit gefeiert. Dutzende Festwagen zogen durch die Innenstadt, rund 60 Tonnen Bonbons und "Kammelle" wurden ins närrische Volk geworfen.

Berlin - Auch in Berlin sind die Narren los. Unter dem Motto "Hier tanzt der Bär" zog am Sonntag der Karnevalsumzug durch die Hauptstadt. Bei frostigen Temperaturen und teilweisem Schneetreiben waren rund 4000 Jecken mit 60 Festwagen in der City unterwegs. Außer den Funkenmariechen, die traditionell viel Bein zeigten, bevorzugten die Narren warme Outfits. Die Route führte über die Leipziger Straße, vorbei am Gendarmenmarkt über die Straße Unter den Linden zum Schlossplatz.

Weniger Zuschauer als 2005

Berlins Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) ließ sich verkleidet mit einer lila Perücke gemeinsam mit dem Prinzenpaar Eckart I. und Inge I. vor Beginn des Umzugs fotografieren. Zuvor hatte die Politikerin in der Kirche eine Kerze für gutes Wetter angezündet, wie der Hofmarschall des Prinzenpaares verriet. Er war sich sicher: "Wenn die Sonne herauskommt, knacken wir dieses Jahr die Millionengrenze!" Doch obwohl die Wolkendecke gelegentlich aufriss, säumten offenbar wesentlich weniger Menschen die Straßen in Berlins Zentrum. Nach Polizeiangaben kamen um die 500.000 Zuschauer. Im vergangenen Jahr waren es deutlich mehr gewesen.

Mit Sprüchen wie "Die Zeiten heute - das ist klar - ertragen kann man's nur als Narr" und "Hartz IV und Rente mit 67 - alles ist relativ" neben einer Einstein-Figur wurde die Politik von den Karnevalisten aufs Korn genommen. Trotz sich ausbreitender Vogelgrippe waren auch einige Jecken als Hühner verkleidet und winkten fröhlich von den Festwagen in die Menge.

Die Zuschauer, die wegen des Schneetreibens mitgebrachte Schirme als "Kammellefänger" nutzten, wurden reichlich für ihr Kommen belohnt. Immerhin prasselten von den süßen Wurfgeschossen 60 Tonnen auf die närrische Gemeinde nieder. "Unsere armen Zähne - ich habe pfundweise Bonbons", sagte eine Berlinerin mit prall gefüllter Tüte. Auch für Freunde herzhafter Kost war etwas dabei: Von einigen Festwagen regnete es Blutwurst - eine rheinische Spezialität.

"Eher wie die Love Parade mit Bonbons"

Ein Kölner, der am Gendarmenmarkt dem Treiben zusah, war allerdings nicht ganz überzeugt vom Karneval an der Spree. "In Köln gibt es viel mehr Musikkapellen und Laufgruppen - das hier ist mehr wie die Love Parade mit Bonbons", fand er. Mit einem Kölsch in der Hand könne man aber überall feiern, fügte er hinzu. Am Abend wollte er in seine Heimatstadt fliegen, um dort am Montag beim Rosenmontagszug dabei zu sein.

Besonders den Kindern, von denen viele mit spitzem Hut und runder Brille als Harry Potter verkleidet waren, schien das bunte Treiben jedoch viel Spaß zu machen. Beim Einsammeln der Bonbons und anderer Leckereien mussten sich die Kleinen allerdings gegen so manchen Erwachsenen durchsetzen, der wild entschlossen war, ihnen die Kamelle wegzuschnappen.

Wie in den vergangenen Jahren sollte das närrische Treiben auf dem Berliner Schlossplatz enden, wo nach dem Umzug in einem Festzelt die große Karnevalsparty steigen sollte. (Judith Csaba, ddp)

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