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Berliner Filz. Korruptionsvorwürfe, undurchsichtige Machenschaften, intransparente Vergabeverfahren – der Stoff, aus dem Pantoffeln sind, taugt nicht als Werbung für die Stadt Berlin.

© Kai-Uwe Heinrich, Montage: Fabian Bartel

Berlin Partner GmbH: Neue Vorwürfe: Gurka war nicht der einzige Kandidat

Die Ungereimtheiten bei der Vergabe von Aufträgen durch die Berlin Partner GmbH häufen sich. Auch bei Kür des Berlin-Partner-Chefs gibt es Unklarheiten. Der Aufsichtsrat lässt weitere Vorwürfe prüfen.

Nach Informationen des Tagesspiegels wurde nun bekannt, dass eine weitere namhafte Rechtsanwaltskanzlei, die Mitglied bei der Stadtmarketing-Firma ist, lukrative Aufträge von Berlin Partner erhalten hat. Dem Geschäftsführer von Berlin Partner, René Gurka, wird intern vorgeworfen, Mitglieder seiner Gesellschaft bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt zu haben – was dieser allerdings bestreitet. Trotz der Vorwürfe hält der Aufsichtsratschef von Berlin Partner an ihm fest. Konfrontiert mit den neuen Vorwürfen sagte Peter Zühlsdorff aber dem Tagesspiegel, dass auch dieser neue „Sachverhalt auf meine Veranlassung hin durch die Prüfungsgesellschaft KPMG kurzfristig untersucht wird“.

Der Aufsichtsratschef muss nun zum zweiten Mal bisher unbekannte, durch Tagesspiegel-Recherchen bekannt gewordene Vorwürfe untersuchen lassen. Dabei sollte die Affäre eigentlich am Montag durch die Vorlage eines Berichtes der KPMG für beendet erklärt werden. Zu diesem Zeitpunkt war aber außerdem noch nicht bekannt, dass die KPMG, wie am Mittwoch berichtet, selbst zu den Sponsoren von Berlin Partner zählt und in den vergangenen fünf Jahren lukrative Aufträge zur Überprüfung der Jahresabschlüsse der Berlin Partner erhalten hatte.

Geschäftsführer Gurka hatte Mitbewerber - mit besten Qualifikationen.

© Thilo Rückeis

Die Vorwürfe und Ungereimtheiten bei Auftragsvergaben bei Berlin Partner, die sich seit der Übernahme der Geschäfte durch René Gurka häufen, werfen in politischen Kreisen und in der Belegschaft Fragen über dessen Befähigung für die Leitung der mit über acht Millionen Euro öffentlicher Gelder subventionierten Firma auf. Wie berichtet, verfügt Gurka über keinen abgeschlossenen Hochschulabschluss. Er selbst hatte zunächst angegeben, er habe an der Universität Osnabrück studiert und führe den Titel eines „Bachelor of Law“. Diesen ließ Gurka aber später aus allen Dokumenten von Berlin Partner sowie aus seinem Lebenslauf auf der Website der Gesellschaft löschen. Denn nach Informationen des Tagesspiegels hatte es einen Studiengang mit einem solchen Abschluss an der Universität Osnabrück in der Zeit, in der Gurka dort studierte, gar nicht gegeben. Auch ein Staatsexamen legte er nicht ab, sondern verließ die Universität ohne Abschluss.

Dass der Bewerber dennoch Chef von Berlin Partner wurde, ist überraschend. Denn anders als bisher bekannt, war er nicht der einzige Kandidat um den lukrativen Posten. Vielmehr hatte es zwei andere Kandidaten gegeben, die tatsächlich über einen Hochschulabschluss verfügten sowie über einschlägige Berufserfahrungen. Der Aufsichtsratschef von Berlin Partner bestätigte dies auf Anfrage des Tagesspiegels. Er verteidigte dennoch die Entscheidung zugunsten von Gurka: Das Aufsichtsratspräsidium habe mit allen Kandidaten „mehrere Gespräche geführt“. Anschließend sei eine einhellige Entscheidung zugunsten von Gurka gefallen. Dieser sei auf Empfehlung des damaligen Hauptgeschäftsführers des Deutschen Industrie- und Handelskammertages ins Rennen gegangen.

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