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Kommunikator: Bielka mit der früheren Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer.

© Thilo Rückeis

Neuer Wohnungsbeauftragter für Berlin: Pensionär Frank Bielka will es nochmal wissen

Er war fünf mal Staatssekretär und zuletzt Chef der Landesfirma Degewo. Nun ist Frank Bielka im Rentenalter, aber der 67-Jährige will es noch mal wissen.

Sie sind wieder hier, in ihrem Revier: Peter von Löbbecke, 71, bis vor vier Jahren Chef des Olympiastadions – und nun Nachfolger seines (entlassenen) Nachfolgers. Frank Bielka, 67, SPD-Mitglied seit bald 50 Jahren, Ex-Bezirksbürgermeister und fünffacher Staatssekretär unterschiedlicher Ressorts sowie langjähriger Chef von Berlins größter Wohnungsbaugesellschaft Degewo – Bielka ist Berlins neuer Wohnungsbaubeauftragter. Sie sind zurück aus dem Ruhestand, in das sie altersbedingt gingen, und dabei irgendwie in den besten Jahren.

"Wir sind die Dinosaurier"

„Löbbecke, Mehdorn, Bielka – wir sind die Dinosaurier“, sagt Bielka und lacht befreit los. Dabei ist Loslassen, jedenfalls im Beruf, nicht wirklich sein Ding: Während die Rentenkassen seit der Gesetzesnovelle bundesweit leiden unter dem Ansturm 63-jähriger Frührentner, hat der frühere Vorstand schon bei „seiner“ Degewo zwei Extrajahre angehängt. Und als die im September um waren, nahm er bereitwillig das Angebot von Baustaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup an, die stecken gebliebenen Wohnungsbauprojekte wieder auf den Weg zu bringen.

Er gestaltete den Wechsel von der Schulden- zur Sparpolitik

Einer wie er, der in der Berliner SPD und der Wohnungswirtschaft so gut wie jeden kennt, kann das: moderieren, Kompromisse suchen, Lösungen anbieten. Als Staatssekretär unter den früheren Finanzsenator(inn)en Annette Fugmann-Heesing und Thilo Sarrazin musste er die Wende einläuten im Schuldenparadies Berlin und die Sparpolitik durchsetzen. Noch länger waren seine Arbeitstage kurz nach der Wiedervereinigung Berlins gewesen, als er unter Bausenator Wolfgang Nagel nicht nur Brücken, Straßen und Bahnnetze sanieren und erneuern, sondern auch ein gewaltiges Wohnungsbauprogramm auf den Weg bringen musste. Auch damals herrschte Wohnungsnot in der Stadt, heute erneut – und so schließt sich ein Kreis.

Nicht immer hatte er Zeit für die Kinder, das bereut er

In die Wendezeit fiel auch das, was er als seinen größten Fehler ansieht: „Dass ich in sehr entscheidenden Momenten nicht für meine Kinder da war.“ Nicht vergessen, aber verziehen ist es – die drei längst erwachsenen Kinder arbeiten in der Wohnungswirtschaft, bei der Messe und der Industrie- und Handelskammer.

Aber hätte er sich nicht auch besser den Ärger ersparen sollen, den sein Wechsel aus der Politik in den gut bezahlten Chefsessel der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft auslöste? „Nein, ich halte nichts von Berufsverboten für Politiker“, kontert er kampfeslustig. Dass er aber zwei Jahre später in einen „Shitstorm der Medien“ hineingeriet, weil die Staatsanwaltschaft auch gegen ihn ermittelte, da er den mutmaßlich ungünstigen Mietvertrag einer landeseigenen Firma mitunterzeichnete, das traf ihn schwer. „Ohne die Unterstützung meiner Frau hätte ich das nicht durchgestanden“, sagt Bielka. Dass ihn die Ermittler drei Jahre später von jeglichem Verdacht freisprachen, habe dann niemanden mehr interessiert.

"Freelancer" nennt er sich und sein Vertrag läuft ein Jahr

Das Gerücht, dass auch er als Finanzsenator im Gespräch war, kennt er – „aber es hat mich niemand gefragt“. Die Zeit der aktiven Politik sei für ihn aber ohnehin vorüber. Einen Vertrag über ein Jahr hat der Wohnungsbaubeauftragter „als Freelancer“ mit der Bauverwaltung abgeschlossen. Wenn es gut läuft, kann er sich vorstellen „bis zum Ende der Legislaturperiode zu bleiben“.

Wohin der vom Rudern und Tennis Gestärkte dann wohl geht?

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