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Newcomer Ahmad Al-Dali.

© Photo: Georg Moritz

Meine Woche (139): Nicht willkommen

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er, wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, die Union hat ihren Asylstreit jetzt beigelegt – Flüchtlinge, die bereits in einem anderen Land registriert sind, sollen an der Grenze abgewiesen werden.

Herrn Seehofer finde ich von Tag zu Tag schlimmer. Durch seine Politik macht er die AfD doch immer akzeptabler für die Bevölkerung. Vor einigen Monaten hat er gesagt, der Islam gehört nicht zu Deutschland. Was ist denn mit der Religionsfreiheit? Er will AfD-Wähler von sich überzeugen, macht aber das Leben von Muslimen damit jeden Tag schwieriger.

Fühlen Sie sich nicht mehr willkommen in Deutschland?

Nein. Es geht nur noch um Deutschland und die Deutschen und auf der anderen Seite die Ausländer. Ich frage mich schon: Warum sollen Einwanderer hier hart arbeiten und Steuern zahlen, wenn man ihnen immer das Gefühl gibt, nicht dazuzugehören? Und die Stimmung im Land im Hinblick auf Ausländer verschlechtert sich rapide.

Und Sie glauben, das ist die Schuld von Herrn Seehofer?

Das ist die Schuld von Politikern, die sagen, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Muslime sind die neuen Sündenböcke. Auf der Straße werde ich angeglotzt oder dumm angemacht. Es kann nicht sein, dass ich aus einem Land vor Bomben fliehe und in dem anderen Land trotzdem nicht in Sicherheit leben kann, weil ich Angst vor Beschimpfungen und Übergriffen habe. Ich bin vom Kriegsgebiet ins Diskriminierungsgebiet geflohen.

Überlegen Sie manchmal, wieder aus Deutschland wegzugehen?

Klar. Nicht morgen, aber irgendwann schon, wenn das so weitergeht. Die rote Linie ist für mich, wenn dieses extrem restriktive bayerische Polizeigesetz in ganz Deutschland umgesetzt wird. Vielleicht gehe ich dann nach Südamerika.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?

Nicht willkommen heißt ghyr murahab auf Arabisch.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Ahmad Al-Dali

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