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Von Tag zu Tag: Notdurfthalt

Klaus Kurpjuweit über eine gar nicht lustige Party-Bahnfahrt.

Eine Bahnfahrt – die ist lustig. Und wie! Rappelvolle Züge, kaputte Toiletten, geplatzte Anschlüsse, gewaltige Verspätungen. Am Wochenende hat die Bahn wieder gezeigt, was sie kann. Dass seit langem bekannt war, dass im polnischen Seebad Kolberg ein Rockfestival stattfindet, das – zumal bei freiem Eintritt – auch zahlreiche Besucher aus Deutschland anlocken wird: egal. Die Bahn ließ ungerührt auf der Strecke von Angermünde nach Stettin weiter einen einzigen Triebwagen zuckeln, der nach Angaben von Fahrgästen so voll war, dass Fahrgäste, auch Schüler, es nicht schafften, sich einen Platz frei zu kämpfen, sondern zurückbleiben mussten.

Der Schlamassel begann bereits in Berlin. Schon bei der Abfahrt waren Regional-Express-Züge in Richtung Angermünde so überfüllt, dass es schwierig war, die Türen zu schließen. Weil dann auch noch die Toiletten kapitulierten, musste ein Zug nach Angaben von Fahrgästen einen rund zehnminütigen „Notdurfthalt“ in Chorin einlegen. Der Anschluss in Angermünde Richtung Stettin war damit passé; die Party im Zug entsprechend gelassen. Da tröstete es auch nicht, dass die polnische Bahn ab Stettin zahlreiche Sonderzüge einsetzte.

In Deutschland hat man darauf verzichtet. Im Vorfeld sei es schwer gewesen, die Nachfrage zu schätzen, heißt es nun. Deshalb habe man sich entschlossen, es beim Normalbetrieb zu belassen, erklärte die Bahn. Nicht anders sieht es der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. Entscheidung im Zweifel eben gegen den Fahrgast. Das ist gar nicht mehr lustig.

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