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Berlin: Nur durch Zufall kam der Mord ans Tageslicht Apothekenhelferin soll 73-jährige pflegebedürftige Rentnerin getötet haben.

Zuvor hatte sie deren Konto und das von weiteren sieben Frauen geplündert

Wie der hilfsbereite Engel ging Sabine R. auf ältere Menschen zu. Die gelernte Apothekenhelferin hörte freundlich zu, putzte, besorgte Medikamente. Privat pflegte sie eine Rentnerin aus der Nachbarschaft. Die Staatsanwaltschaft aber geht davon aus, dass die 54-jährige Sabine R. keinesfalls selbstlos im Einsatz war. Sie soll mehrere hilfsbedürftige Senioren um ihre Ersparnisse gebracht und schließlich aus Angst vor Entdeckung eine Rentnerin erwürgt haben.

Sabine R. muss sich seit gestern vor dem Berliner Landgericht verantworten - wegen Mordes an der 73-jährigen Editha N. und zahlreicher Betrügereien, mit denen sie laut Anklage ihre Spielleidenschaft finanzierte. Bei der Polizei soll die Frau aus Lichtenrade pauschal Gaunereien eingeräumt, den Mordvorwurf aber bestritten haben. Im Prozess allerdings schwieg Sabine R.

Mit einer Lüge soll sie sich das Vertrauen von Editha N. erschlichen haben. Nach den Ermittlungen gab sie sich als Ehefrau eines Polizisten aus. Sie habe die Pflege der hilfsbedürftigen Rentnerin übernommen und dabei auch Zugriff auf ihre Konten erhalten . Nach und nach soll Sabine B. Geld abgehoben haben – mindestens 20 000 Euro. Bis das Konto leer war. Als die Rentnerin keine Miete mehr zahlen konnte, musste die Angeklagte Sabine R. – so die Staatsanwaltschaft – mit einer Aufdeckung ihrer Betrügereien rechnen.

In der Nacht zum 21. Mai 2004 soll Sabine R. die Rentnerin erwürgt haben. Am Morgen rief sie die Feuerwehr. In der Wohnung von Editha N. müsse etwas passiert sein, teilte sie mit. Man fand die Rentnerin hinter der Schlafzimmertür. Ein Arzt bescheinigte zunächst einen natürlichen Tod der Rentnerin. Doch zwei Tage später erschienen Beamte vom Betrugsdezernat, die aufgrund einer Monate zuvor erstatteten Anzeige von Angehörigen der Rentnerin gegen Sabine R. ermitteln wollten. Als sie vom Tod der Frau erfuhren, veranlassten sie die Obduktion der Leiche. Dieser Zufall brachte das Verbrechen ans Licht. Bereits vor dem Mord soll die Angeklagte versucht haben, Editha N. mit einem Medikament zu vergiften. Es sei eine Überdosis festgestellt worden, sagte der Ankläger am Rande des Prozesses. Die wegen Betrugs vorbestrafte Sabine R. habe ihre neuen Betrugstaten verschleiern wollen.

Im Prozess geht es um insgesamt acht Rentner, die von Sabine R. um ihr Geld gebracht worden sein sollen. Bei einigen Opfern habe sie geputzt und sich mit erfundenen Geschichten Geld erschlichen. Für einen angeblich gestohlenen Kinderwagen ihrer Schwiegertochter beispielsweise soll sie zwei älteren Damen 200 und 250 Euro abgeschwatzt und das Geld im Casino verspielt haben. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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