
© Thomas Schindler, Foto: Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich
Palliativarzt über einen mutmaßlichen Mörder: „Wie konnte mein Kollege so werden?“
Johannes M. soll mindestens fünfzehn seiner Patienten umgebracht haben. Der Palliativmediziner Thomas Schindler, der ihn flüchtig kannte, versucht zu verstehen, warum der Mann außer Kontrolle geriet.
- Annett Heide
- Kitty Kleist-Heinrich
Stand:
An diesem Freitag wird der Arzt Thomas Schindler zehn todkranke Patienten besuchen. Zwei in Pflegeheimen, vier im Hospiz, vier zu Hause. Drei von ihnen werden die nächsten Tage nicht überleben, drei wären am liebsten tot, vieren geht es gut, sofern man das in diesem Stadium des Lebens so sagen kann.
Er wird Morphium verschreiben und Oxycodon und er wird einer Patientin erklären, warum ein weiteres Fentanylpflaster zu stark für ihren schmächtigen Körper ist. Einmal wird er den Satz hören: „Ich möchte jetzt sterben.“ Dies wird ein normaler Tag für Thomas Schindler.
Schindler, 67, ist Palliativarzt, ein Arzt, der darauf spezialisiert ist, Menschen an ihrem Lebensende zu begleiten. Er bemüht sich darum, dass sie eine möglichst schmerzfreie Zeit haben in den Tagen, Wochen oder Monaten, bevor ihre Körper aufhören zu funktionieren. Sein Ziel ist es nicht, Menschen zu kurieren, sondern körperliches und seelisches Leid zu lindern. Jeder seiner Patienten stirbt. Schindler ist ein Mann, der sich mit dem Tod auskennt.
Johannes M. – ein Arzt und Serienmörder?
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