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Clare Furniss studierte in Cambridge und machte ihren Master im kreativen Schreiben von Jugendliteratur.

© promo

Neue Geschichten: Pearl und die Scheißwelt

Wenn die Mutter stirbt, bleibt die Welt stehen. Doch für die anderen geht das Leben weiter - und das macht die Protagonistin in Clare Furniss' neuem Buch verrückt.

„Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb“ – der Titel klingt nach Science-Fiction. Man malt sich eine leergefegte, verlassene Welt aus. Sie dreht sich nicht mehr; alles, was auf ihr lebte, ist erstarrt und hat aufgehört zu existieren. Nur die Heldin des Buches lebt und kämpft. So klingt das.

In der tatsächlichen Handlung ist das Szenario anders: Die Heldin, Pearl, lebt im unversehrten London. 15 Jahre jung, ein ganz normales Mädchen. Für sie bleibt die Welt stehen, weil sie ihre Mutter gerade verloren hat. Jetzt hasst sie das Baby, wegen dem ihre Mutter starb, nennt es nur noch „die Ratte“. Und überhaupt ist das mit der Welt eher andersherum: Es ist schrecklich für sie, dass die Welt sich einfach weiterdreht.

Dass der Alltag der anderen ohne Zwischenfälle fortschreitet. Sie selbst versinkt in ihrer Trauer. Verschließt sich dem Vater gegenüber, schmeißt ihr Handy in den Teich. Eigentlich ist sie eine Antiheldin, deren Egoismus für den Leser an manchen Stellen abstoßend ist. Wer dieses Buch liest, stößt auf eine Erzählung, die zur Hälfte ein ernstes, trauriges Thema behandelt, das Nichtmehrdasein eines geliebten Menschen, zum anderen aber das Klischee des Happy Ends blind bedient. Es ist fraglich, ob man beides kombinieren sollte - auch, wenn man es den Personen im Buch gerne gönnt.

Für alle, die

"Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb" von Clare Furniss erscheint im Hanser Verlag und kostet 16,90 €

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Helene Köhler

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