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Berlin: Piste im Hinterhof

Seit dem Wochenende kann sich der Ski-Nachwuchs im Prenzlauer Berg auf Kunstschnee versuchen – bis Mitte März

Die Bäckchen sind vor Kälte und Aufregung gerötet. Ein wenig Mut erfordert es schon, mit zwei länglichen Brettern an den Füßen ein paar Meter einen Hang hinunterzurutschen. Zumindest, wenn man erst vier oder fünf Jahre alt ist und man noch nicht richtig weiß, was Schnee ist. Denn Schnee ist traditionellerweise in Berlin nicht gerade üppig vorhanden. Und Skifahren ist auch keine ausgesprochen Berliner Sportart. Doch das könnte sie zumindest für drei- bis neunjährigen Pistenstürmer werden. Am Wochenende eröffnete an der Marienburger Straße 31a im Prenzlauer Berg der Kindersportclub „marie31alpin“.

„In Berlin gibt es für Kinder wenig Möglichkeiten, im Freien Sport zu treiben und sich richtig auszutoben“, sagt Eugen Kasparek. Zusammen mit seinem österreichischen Landsmann Hans Wedenig entwickelte Kasparek vor rund drei Monaten die Idee, Berliner Großstadtkinder mit Skifahren in Berührung zu bringen. „Wenn man zu spät damit anfängt, werden Angstbarrieren aufgebaut“, weiß Kasparek, der seit 1982 in Berlin lebt. Deshalb müsse man frühzeitig den Umgang mit Skiern erlernen. So wie er in seiner Kindheit, in Österreich kann jeder Ski fahren.

Also machten sich die beiden Familienväter auf und analysierten erst mal das Berliner Wetter nach ausreichend kalten Tagen - die Schneekanone kann erst unter null Grad Schnee produzieren. Dann suchten sie nach einem geeigneten Ort. „Wir wollten bewusst im Kiez bleiben und einen klassischen Babyhang aufbauen“, sagt Kasparek. Den Ort fanden sie in einer Häuserlücke an der Marienburger Straße. Die 1500 Quadratmeter große Brachfläche wurde in den letzten zwei Wochen intensiv beackert und ein 55 Meter langer Hügel aufgeschüttet, mit einem Gefälle von 9 Prozent an der steilsten Stelle.

Der erste Schnee musste wegen der zu hohen Temperaturen am Freitag allerdings herangekarrt werden: 80 Kubikmeter mit zwei Sattelzügen aus einer Skihalle in Neuss in Westfalen. Den Kindern war das egal. Sie hatten ihren Spaß. Die achtjährige Mary-Ann war mit ihrer Mutter Mandy extra aus Marzahn gekommen. „Das ist eine gute Idee, wir wollten mal schauen“, sagt die Mama. Und Mary-Ann rutscht noch etwas wacklig in die Arme eines Skilehrers. Eine andere Mutter ist sogar aus Karlshorst angereist.

Sie hat gleich ein paar Kinder aus der Nachbarschaft miteingesammelt. „Wir fahren auch in den Skiurlaub“, sagt Frau Lühmann. Vielleicht werden ihre Kinder nach dem Wochenende einen der verschiedenen Kurse zur Vorbereitung machen. Über das Wochenende waren fünf Skilehrer aus dem österreichischen Wagrain in Berlin, um die Großstadtkollegen zu begutachten. Der Chef der Wagrainer Skischule war zufrieden, auch mit den Kindern. „Niemand hat geweint“, sagt Charly Moser. Wenn die Witterung es zulässt, kann bis Mitte März gefahren werden, auf Berlins bisher einzigem Schneehügel, dem „Kleinen Wagrainer Schneeberg“.

Infos im Internet unter:

www.marie31alpin.net

Jörg Petrasch

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