Berlin: Pistengaudi für Flachland-Tiroler
Unternehmen plant Freizeitanlage mit Skihalle und Spaßbad in Mariendorf
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Ein bisschen Kräftemessen gehört zum guten Ton, wenn ein Berliner und ein Münchner aufeinandertreffen, und meist kann der Hauptstädter dabei ordentlich punkten: Gegen die Isar setzt er die Spree und gegen Schwabing den Prenzlauer Berg. Nur wenn der Bayer schwärmt, dass er am Sonntagnachmittag auch schnell mal Skifahren gehen kann, gerät der Hauptstädter ins Stocken: So etwas kann seine Stadt nicht bieten.
Bislang zumindest, in Zukunft könnte das anders sein: In Mariendorf soll Polaris, eine 150 Millionen Euro teure Freizeitanlage mit Skihalle entstehen. Geplant ist diese auf einem Areal an der Ringstraße. Früher hatten die Gasag und die Aufzugsfirma Schindler hier ihre Industrieanlagen, nun will die Firma Polaris Development in der Zusammenarbeit mit der Tree AG auf diesem Gelände für Sport, Spaß und Konsum sorgen: Neben der Skihalle soll ein Aquadom mit Schwimm- und Solebecken, Rutschen, Saunen und Ruhebereich sowie ein weiteres Gebäude mit Diskothek, Restaurants und Bars gebaut werden. Der typische Polaris-Tag könnte laut Rudolf Gowik von der Tree AG so aussehen: „Erst Skifahren, dann in der Sauna entspannen und abends essen gehen.“ Trotz dieses Dreifachangebots ist die Skihalle für Gowik das Herzstück von Polaris. Ihr Schnee wird direkt auf dem Gelände künstlich hergestellt, durch Düsen in der Decke rieselt er dann auf die 300 Meter lange Skipiste und die 80 Meter lange Snowboardpiste hernieder. Sie würden die Düsen auch durchaus tagsüber mal anstellen, sagt Gowik. „Das sorgt dann für die richtige Atmosphäre.“
Wer diese nicht so recht genießen kann, weil er vollauf mit den Brettern an seinen Füßen beschäftigt ist, der kann sich an einen von sechs Skilehrern wenden. Um etwaige Verletzte kümmert sich ein Arzt. Zum Après-Ski stehen zwei Lokale zur Auswahl, eines drinnen, das an die 800 Personen fasst, und eines draußen, das Platz für 100 Gäste bietet. Allerdings sollte man hier keine bayerische Jodelstimmung erwarten: „Wir wollen nicht die Alpen abkupfern“, sagt Gowik. Das sei nicht das richtige für Berlin. Stattdessen haben sie sich für ein, wie er sagt, futuristisches Design entschieden. „Polaris soll ein bisschen wie ein Raumschiff wirken.“ Das passe zu einer Stadt, die beständig im Aufbruch sei.
Ob futuristisch oder urig-gemütlich ist Alexander Tornow vom Skiclub Pallas Berlin gleichgültig: „Hauptsache, man kann hier in der Stadt mal Ski fahren.“ Eine Abfahrt in einer Halle sei zwar keine Alternative zu einer Skireise in den Harz, aber Tornow würde das Angebot dennoch nutzen: „Da könnte man auch im Sommer mal trainieren gehen.“
Bis das möglich ist, wird es aber noch eine Weile dauern, laut Aussage des Baustadtrats Bernd Krömer von der CDU mindestens zweieinhalb Jahre. Und dann gibt es auch Konkurrenz: Schon seit längerem wollen die Betreiber der Skihalle Snowtropolis im Brandenburger Senftenberg eine weitere Halle in Adlershof errichten. „Es kommt drauf an, wer schneller ist“, sagte ein Snowtropolis-Mitarbeiter. Für zwei Hallen sei in Berlin kein Platz. Vielleicht gibt es also noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen in Sachen Skihalle in Berlin.
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