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Kriminalität: Drei mutmaßliche Schutzgelderpresser festgenommen

Schutzgeld oder Schmerzen: Drei Männer sollen im vergangenen Monat mehr als 30 italienische Restaurants erpresst haben. Sie flogen auf, weil sich die Gastronomen an die Polizei wandten.

Dank der Hinweise von Gastwirten sind der Berliner Polizei in der Silvesternacht drei mutmaßliche Schutzgelderpresser ins Netz gegangen. Sie werden von der Polizei verdächtigt, im Dezember 2007 mehr als 30 italienische Restaurants in der Hauptstadt erpresst zu haben. Außerdem sollen sie am 26. Dezember einen Brandanschlag auf ein Lokal im Stadtteil Schöneberg verübt haben, bei dem aber niemand verletzt wurde. Gegen zwei 26 Jahre alte Beschuldigte erging Haftbefehl, ein 63-Jähriger kam wieder auf freien Fuß.

Der Ermittlungserfolg geht nach Polizeiangaben auf die Informationen der Restaurantbesitzer zurück. Die Gastronomen vertrauten sich den Behörden an, nachdem sie Erpresserbriefe erhalten hatten. Die Polizei geht davon aus, dass sich noch nicht alle Betroffenen gemeldet haben.

"Spontane Spende" für den "Heiligen Beschützer"

Mitte Dezember hatten sich italienische Gastwirte aus Berlin an die Polizei gewandt, nachdem sie Erpresserbriefe erhalten hatten. Darin waren die Gastronomen aufgefordert worden, eine "spontane Spende" für den "Heiligen Beschützer" zu entrichten. Für den Fall der Weigerung drohten die Erpresser mit "Schmerzen". Die gleichlautenden Schreiben waren an rund 40 Restaurants gerichtet, berichtete die Polizei. Im Fahrzeug eines der Verdächtigen wurden 21 weitere Schreiben gefunden, die offenbar noch zugestellt werden sollten. Ein Betrag ging aus den Briefen nicht hervor, es sei jedoch von regelmäßigen Spenden die Rede gewesen.

"Eine Schutzgelderpressung in dieser Häufigkeit ist in Berlin bisher noch nicht aufgetreten", sagte der Leitende Kriminaldirektor Bernd Finger. Man könnte gleichwohl nicht von einer mafiösen Unterwanderung der italienischen Gastronomie sprechen. Urheber der Briefe war eine nicht näher bezeichnete Genossenschaft. Die Vorgehensweise habe zwar derjenigen der italienischen Mafia entsprochen, bislang gäbe es jedoch keine Anhaltspunkte für eine Verbindung.

Einige der erpressten Gastronomen hatten sich zuerst an die Union der Italiener in der Welt (UIM) gewandt. Die UIM hatte im August 2007 mit der Berliner Initiative "Mafia? Nein Danke!" auf den sechsfachen Ndrangheta-Mord in Duisburg reagiert. Bisher haben sich in Berlin 40 italienische Restaurantbesitzer angeschlossen, bundesweit 111. Die teilnehmenden Restaurantbesitzer würden sich verpflichten, jeden Mafiakontakt bei der Polizei anzuzeigen. Die Initiatorin Laura Garavini sprach von einer "beispiellosen Rebellion gegen Schutzgeld-Erpressung". Die Polizei appellierte an weitere Gastronomen, die ebenfalls Erpresserbriefe erhalten und eventuell bereits gezahlt haben, umgehend Anzeige zu erstatten. (kj/dpa/ddp)

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