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Die drei Angeklagten vor dem Landgericht in Berlin-Moabit.

© dpa

Prozess um eingeschleuste Banden: Gefängnisstrafen für Chefs von Diebesbande

Die mutmaßlichen Drahtzieher einer Taschendiebstahl-Bande wurden zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Ende Juni beginnt der Prozess gegen die Hintermänner.

Die Eltern saßen in der rumänischen Heimat und hielten die Zügel in der Hand: Teams mit jugendlichen Dieben haben Mircea A. (41) und seine Frau Somna C. zum Stehlen nach Berlin geschickt. Gemeinsam mit ihrem Sohn Vasile C. saßen sie nun als Drahtzieher im organisierten Taschendiebstahl vor dem Landgericht. Es flossen viele Tränen. Sie hätten es aus Armut getan, erklärte die Mutter. Als nun das Urteil fiel, nahmen sie die Strafen gefasst auf: Für dreieinhalb Jahre soll der Vater hinter Gitter, die Mutter für zweieinhalb. Aufatmen konnte der Sohn. Er erhielt 21 Monate Haft auf Bewährung.

Schuldig des schweren Bandendiebstahls. „Zwischen den Taschendieben vor Ort und den Koordinatoren in Rumänien bestand ein enger telefonischer Kontakt“, so die Vorsitzende Richterin. Es wurde besprochen, wer mit wem im Team zum Stehlen losgehen soll. „Und wenn es den Eltern nicht genug Beute war, mussten die jungen Diebe noch einmal losziehen.“

Juni beginnt Prozess gegen Hintermänner

Schnell und am liebsten im Gedränge auf U-Bahnhöfen langen sie in fremde Taschen und Rucksäcke, oft auf einer Rolltreppe. Die Polizei machte in dem derzeit europaweit größten Ermittlungsverfahren gegen organisierten Taschendiebstahl drei Großfamilien aus der Volksgruppe der Roma in der ostrumänischen Stadt Iasi ausfindig. Den rumänischen Behörden sei irgendwann aufgefallen, dass es dort zunehmend größere Häuser gab. Früher habe die Siedlung Slums geähnelt.

Jugendliche – darunter eigene Kinder – wurde auf Reisen geschickt. „Ohne einen Ausweis in der Tasche, auch dahinter stand eine Methode“, so das Gericht. Wenn Diebe gefasst wurde, hätten sie sich jünger gemacht. Polizisten bleibt oft nichts anderes übrig, als angeblich 13-Jährige zum Kindernotdienst zu bringen.

Die Familie lebe nach eigener Darstellung in Rumänien in Armut. Das aber ist keine Rechtfertigung dafür, anderen einen Schaden zuzufügen“, sagte die Richterin. Ende Juni soll der zweite Prozess gegen Hintermänner beginnen.

Kerstin Gehrke

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