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Auch Feuerwehrleute, hier in der Neujahrsnacht beim Retten eines Verletzten nach dem Brand eines Weddinger Hauses, wurden schon angegriffen.

© O. Lang/dapd

Angriff auf die Helfer: Polizisten bei nächtlichem Rettungseinsatz attackiert

Sie wollten Menschen retten und wurden geschlagen – das ist die Bilanz eines Berliner Polizeieinsatzes in der Neujahrsnacht. Das Phänomen "Gewalt gegen Helfer" ist nicht neu, aber es nimmt offenbar zu.

Von Sandra Dassler

Eher zufällig hatten die drei Beamten während eines Einsatzes in anderer Sache in der Schönwalder Straße in Gesundbrunnen entdeckt, dass auf einem Balkon im vierten Obergeschoss ein Feuer ausgebrochen war. Sie alarmierten die Feuerwehr und gingen ins Haus, um die Mieter zu warnen. Dort aber wurden sie von etwa zehn Personen mit Migrationshintergrund massiv attackiert. „Die Angreifer warfen den Beamten vor, dass die Feuerwehr noch nicht da sei, und wurden handgreiflich“, sagt Polizeisprecher Burkhardt Opitz: „Als unsere Leute Verstärkung anforderten, flüchteten sie.“

Dass es den Schlägern tatsächlich um das Eintreffen der Feuerwehr ging, bezweifelt man sowohl dort bei als auch bei der Polizei. Leider sei es oft so, dass angetrunkene, aggressive Personen Streit suchten und ihnen jeder Anlass recht sei, sagt Polizeisprecher Opitz. In der Neujahrsnacht geschehe dies häufig. Wie berichtet, waren auch in anderen Bezirken in Berlin Polizisten angegriffen worden. „Unsere Leute sind darauf vorbereitet“, sagt Opitz, es gebe immer wieder Schulungen und seit Jahren auch spezielle Programme wie „Transfer interkultureller Kompetenz“, mit dem der Kontakt der Beamten mit Migrantencommunitys gefördert werden soll.

„Da spielen ja oftmals kulturelle Besonderheiten eine Rolle, über die wir nur wenig wissen“, sagt Opitz. „Den Feuerwehrleuten geht das ähnlich. Nur dass es für sie, die ja einzig und allein ausrücken, um anderen zu helfen, noch bitterer ist, wenn sie dann daran gehindert, beschimpft oder gar geschlagen werden.“

Das Phänomen „Gewalt gegen Helfer“ ist nicht neu, war auch schon einige Male Thema im Abgeordnetenhaus, aber es nimmt nach Ansicht von Feuerwehrsprecher Klaus-Dieter Weiß zu. „Die Aggressivität ist manchmal sehr erschreckend“, sagt er. Schuld daran sind seiner Ansicht nach zum einen Alkohol und andere Drogen, die viele hemmungslos werden lassen. Zum anderen fehle es auch generell am Respekt. Weiß hat bei Einsätzen in der Silvesternacht selbst erlebt, wie mit Raketen und Knallkörpern gezielt auf Feuerwehrfahrzeuge geschossen wurde.

„Die Akzeptanz jeglicher staatlicher Gewalt ist gesunken“, sagt auch Michael Nötlich vom Lagedienst der Berliner Feuerwehr: „Und was die Angriffe auf unsere Mitarbeiter angeht, da gibt es seit Jahren eine steigende Tendenz.“ Dabei gehe es nicht um das manchmal auch aggressive Verhalten von Menschen, die durch einen Unglücks- oder Todesfall nicht mehr rational reagieren könnten, unter Schock stünden oder in Panik verfielen. „Damit können wir umgehen, das ist ja unser täglich Brot“, sagt Nötlich. Aber Angriffe aus nichtigen oder überhaupt nicht ersichtlichen Gründen seien für viele Feuerwehrleute eine bittere Erfahrung.

Zum Glück habe es noch keine schweren Verletzungen oder gar Tote gegeben. Und bei aller Besorgnis – bislang seien die Angriffe fast immer spontan erfolgt. Zustände wie in Hamburg, wo Jugendgangs im letzten Jahr Container in Brand setzten, um die Feuerwehr anzulocken und sie dann gezielt mit Raketen und Knallkörpern zu beschießen, gibt es in Berlin nicht.

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