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Die Moschee in der Torfstraße gilt als mutmaßlicher Islamistentreffpunkt und ist mittlerweile geschlossen worden.

© Imago / Markus Heine

Update

Polizeieinsatz am Morgen: Anti-Terror-Razzia in Moschee in Berlin-Wedding

Es geht um den Vorwurf der "Terrorismusfinanzierung": Seit dem frühen Morgen durchsuchen Polizisten eine Moschee in Berlin. Sie gilt als Salafistentreff.

Von Frank Jansen

Die Berliner Polizei ist zu einer Anti-Terror-Razzia in Berlin-Wedding ausgerückt. Das teilte die Berliner Generalstaatsanwaltschaft am Dienstagmorgen mit. "Seit den frühen Morgenstunden werden in einem Verfahren der Generalstaatsanwaltschaft Berlin wegen Terrorismusfinanzierung mehrere Objekte durchsucht", heißt es in der ersten Stellungnahme. "Darunter befinden sich Räumlichkeiten in der As-Sahaba-Moschee in Berlin-Wedding."

Weiter schreibt die Generalstaatsanwaltschaft: "Der 45jährige Ahmad A., der öffentlich unter dem Namen Abul Baraa als Imam Auftritt, ist verdächtig, einem jihadistischen Kämpfer in Syrien Geld für den Erwerb von Ausrüstungsgegenständen zur Begehung terroristischer Straftaten zur Verfügung gestellt zu haben." Bei dem Verdacht gegen den Vorbeter geht es nach Informationen des Tagesspiegels um eine Überweisung von 500 Euro an einen islamistischen Kämpfer in Syrien. Der Transfer soll über das Bankinstitut Western Union erfolgt sein.

Die Polizei nahm bei der Razzia mehrere Computer mit. Bei Abul Baraa wurden zudem mehr als 15.000 Euro Bargeld gefunden. Das sei erstaunlich, da der Prediger von Sozialleistungen lebe, hieß es in Sicherheitskreisen. Bei der Razzia seien zudem Computer und andere Datenträger sichergestellt worden.

Unklar bleibt, wer der syrische Dschihadist ist, an den Abul Baraa Geld überwiesen haben soll. Der Empfänger sei noch nicht abschließend identifiziert, sagten Sicherheitskreise. Es handele sich mutmaßlich um eine Person, die der Terrormiliz IS zugeordnet werden könne.

Durchsucht wurden am Morgen die As-Sahaba-Moschee, die Wohnung von Abul Baraa sowie die Räume eines weiteren Mannes aus dem Moscheeverein. Der Mann ist allerdings nur Zeuge, kein Beschuldigter.

Diese hatte ihren Sitz zuletzt in der Torfstraße, nahe dem U-Bahnhof Amrumer Straße, hatte aber angekündigt, expandieren zu wollen. Sie gilt als Treffpunkt der Salafistenszene - mehr lesen Sie hier im Tagesspiegel.

An diesem Haus in der Torfstraße, Ecke Sprengelstraße fuhren am frühen Morgen mehrere Einsatzwagen vor.
An diesem Haus in der Torfstraße, Ecke Sprengelstraße fuhren am frühen Morgen mehrere Einsatzwagen vor.

© Imago / Markus Heine

Abul Baraa gilt als einer der fanatischsten Prediger Berlins. "Baraa" bedeutet im Islam die "Lossagung" von allen Muslimen, die nicht zur eigenen Gemeinschaft zählen, in diesem Fall also zu den Salafisten. Kürzlich erst verkündete Abul Baraa in einem Video bei YouTube, es sei Frauen nicht erlaubt, "dass sie auf Straßen herumlaufen nur so zum Spaß".

Selbst das Gebet in einer Moschee ist für Abul Baraa für muslimische Frauen ungeeignet. Sie sollten zuhause beten, um zu vermeiden, dass sich Frauen und Männer "untereinander mischen". Dann entstehe "viel Unheil". Damit geht der Prediger noch über die Vorschriften hinaus, die der Prophet Mohammed den Gläubigen auferlegt hatte.

Auch die Moschee ist in Sicherheitskreisen bekannt. Als im Sommer 2018 ein Berliner IS-Anhänger in Mossul im Irak getötet wurde, hieß es: Er gehörte zum inoffiziellen Führungszirkel der salafistischen Al-Sahaba-Moschee im Wedding an.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Am 19. Dezember jährt sich der Breitscheidplatz-Anschlag zum zweiten Mal. Innensenator Geisel spricht im Interview über den Umgang mit Extremsituationen.

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