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Berlin: Potemkinscher Streik

Ingo Bach über das vorzeitige Ende des Ärzteprotests Den niedergelassenen Ärzten ist erfolgreich gelungen, wovon Fürst Potemkin einst träumte: Die Mediziner stellten einen Streik dar, den es in Wirklichkeit gar nicht gab. Gerade mal ein Prozent der Praxen hatten in den vergangenen drei Wochen geschlossen – von angekündigten zwanzig.

Ingo Bach über das

vorzeitige Ende des Ärzteprotests

Den niedergelassenen Ärzten ist erfolgreich gelungen, wovon Fürst Potemkin einst träumte: Die Mediziner stellten einen Streik dar, den es in Wirklichkeit gar nicht gab. Gerade mal ein Prozent der Praxen hatten in den vergangenen drei Wochen geschlossen – von angekündigten zwanzig. Trotzdem wurden die Nöte der Ärzteschaft öffentlich so intensiv diskutiert wie lange nicht mehr. Und die Politik signalisierte wegen der Proteste Dialogbereitschaft. Ganz nebenbei vermieden die Ärztefunktionäre so die angekündigten Sanktionen von Aufsichtsbehörden und Krankenkassen, denn bekanntlich dürfen Ärzte nicht streiken, jedenfalls nicht real.

Es ist ein Vorbild, das Schule machen sollte. Bei Verdi beispielsweise. Man stelle sich vor: Die Dienstleistungsgewerkschaft erklärt den Streik, alle reden darüber – ohne dass auch nur ein Rad still steht. Die Gewerkschaft hätte ihren Streik und wir Bürger trotzdem keine Unannehmlichkeiten. Toll, oder?

Doch auch die Politik ist manchmal lernfähig. Was also, wenn die den Kompromiss nur vorspielt, ohne dass es ihn wirklich gibt?

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