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Berlin: "Pro Palast": Mit Trommel und Maske für den Palast der Republik

Trommelschläge hallen über den Schlossplatz bis zur Fassade des Palastes der Republik und kehren von dort als Echo zurück. "Aus dem Palast der Republik und dem Stadtschloss könnte man das modernste Naturhaus der Erde machen", sagt Matthias Mohr und haut auf seine Felltrommel.

Trommelschläge hallen über den Schlossplatz bis zur Fassade des Palastes der Republik und kehren von dort als Echo zurück. "Aus dem Palast der Republik und dem Stadtschloss könnte man das modernste Naturhaus der Erde machen", sagt Matthias Mohr und haut auf seine Felltrommel. Der 37-Jährige ist nach eigenen Worten Erfinder einer neuen Demokratie, die nach den Prinzipien des Ameisenstaates funktioniert und angeblich durch enge Kommunikation enorme Leistungen ermöglichen könnte. Doch das sind Träume.

Mittwochvormittag, an der Karl-Liebknecht-Straße in Sichtweite des Lustgartens und des Berliner Domes. Mitglieder der Bürgerinitiative "Pro Palast" und des Vereins "Freunde des Palasts" haben direkt am Bauzaun ein kleines Festzelt aufgebaut, dazu sechs Schautafeln mit Zahlen und Fakten zur Geschichte des großen leeren Hauses und zur Asbestsanierung. Anlass ist die Schließung vor zehn Jahren. Aus den Lautsprechern tönt "Sail away" von Rod Stewart und der Schager "Ein Augenblick der Ewigkeit".

"Wenn ich das sehe, befällt mich die helle Wut", sagt Horst Sachse und schiebt seinen gelben Bauhelm ins Genick. Der 69-Jährige war 25 Jahre lang Hauptbuchhalter beim Kombinat Ingenieurhochbau Berlin, dem Hauptauftragnehmer für den asbestbelasteten 250-Millionen-Bau. Horst Sachse lobt die "erstklassige und weltweit Kulturstätte" und schimpft über "die Verbrechen der Politik." Er hat bei den Verantwortlichen "Schizophrenie und geistige Blindheit" ausgemacht, hofft aber noch immer "auf den Sieg der Vernunft". Waltraud und Dietmar Heintsch aus Lichtenberg erinnern sich an ihre Besuche im Theater im Palast, in der Mocca-Bar und beim Tanzturnier im Palast-Foyer. "Wir finden es sehr traurig, was hier geschieht", sagt Waltraud Heintsch. Horst Wellner von der Bürgerinitiative "Pro Palast" ist zwar auch ganz schön böse, nimmt das Ganze aber von der lustigen Seite. Er hat sich einen weißen (Asbest)-Schutzanzug angezogen und erzählt Witze durch die Atemmaske. Woher hat er die Ausrüstung? "Beziehungen regeln alles", sagt er und lacht.

brun

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