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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Missbrauch in mehr als 90 Fällen: Prozess gegen 43-Jährigen in Berlin beginnt mit Geständnis

Zehn Jahre lang soll der Angeklagte den Sohn einer Bekannten immer wieder missbraucht haben. In seiner Wohnung wurde Kinderpornografie gefunden.

Er gehörte quasi zur Familie, galt als netter Onkel. Doch Patrick K. missbrauchte die Kinder seiner langjährigen Bekannten. Vor allem einen Jungen traf es immer wieder. Sechs Jahre alt sei er bei den ersten sexuellen Übergriffen gewesen, heißt es in der Anklage. Zehn Jahre lang habe K. das Kind missbraucht.

Vor dem Landgericht legte der 43-Jährige am Dienstag ein Geständnis ab. Er hoffe auf eine therapeutische Behandlung, erklärte einer der Anwälte. Insgesamt 95 Straftaten in der Zeit von Sommer 2010 bis Oktober 2020 werden dem gelernten Maler und Lackierer sowie Pflegehelfer zur Last gelegt. In einem Fall habe K. auch den etwas älteren Bruder des anfangs Sechsjährigen missbraucht, zweimal die Schwester.

Außerdem sei massenhaft Kinderpornografie bei einer Durchsuchung in der Wohnung des Angeklagten im Oktober 2020 sichergestellt worden – 464 Dateien auf seinem Handy und dem Laptop.

Zu den Übergriffen kam es bei Übernachtungen der Kinder in der Wohnung des Angeklagten in Marzahn. „Wie kommt es zu solchen Taten?“ fragte die Vorsitzende Richterin. K. sagte: „Kann ich nicht beantworten.“ Ob es ein „Belohnungssystem“ gegeben habe – anfangs mit Süßigkeiten? K. bestritt das und sagte, der Junge habe sich jederzeit etwas nehmen können.

Die drei Geschwister haben im Ermittlungsverfahren gegen K. ausgesagt. In der Anklage heißt es, der jüngere Bruder sei durch die regelmäßigen Missbrauchstaten über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg in seiner körperlichen und seelischen Entwicklung erheblich geschädigt. „Dies zeigte sich durch soziale Isolation und wiederkehrende konkrete Suizidgedanken.“

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Patrick K. will inzwischen begriffen haben, dass „alles falsch war“. Er bitte um Entschuldigung. Dass er mit einer längeren Gefängnisstrafe rechnen muss, ist ihm vermutlich erst im letzten November bewusst geworden: Nachdem der Fall bei der zuständigen Strafkammer lag, erließ diese Haftbefehl.

Die Staatsanwaltschaft habe im Verfahren keinen beantragt, hieß es in der Verhandlung. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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