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„Wir hatten einen heißen Tipp bekommen, dass jede Menge Schwarzgeld in der Küche unter der Dunstabzugshaube versteckt sei“, sagte einer der mutmaßlichen Räuber am Montag vor dem Landgericht.

© dpa/David-Wolfgang Ebener

Angeklagte gestanden vor Gericht: Prozess in Berlin gegen falsche Polizisten

Drei Räuber drangen als falsche Polizisten in die Wohnung einer Familie in Berlin-Wedding ein. Sie wollten 250.000 Euro erbeuten. Alle gestanden vor Gericht.

Sie riefen „Polizei!“ und drängten in die Wohnung einer Familie in Wedding. „Wir hatten einen heißen Tipp bekommen, dass jede Menge Schwarzgeld in der Küche unter der Dunstabzugshaube versteckt sei“, sagte einer der mutmaßlichen Räuber am Montag vor dem Landgericht.

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Sie hätten eine Frau und ihren erwachsenen Sohn in der Wohnung erwartet. „Ich war dann schockiert, dass da so viele Menschen waren“, sagte der 36-Jährige, der bis vor ein paar Jahren als Artist oder Clown in der Manege stand.

Familie M. saß am Abend des 22. Dezember 2021 mit Gästen zusammen. Die Eltern, ihre beiden Töchter – die jüngere sechs Jahre alt – und zwei Besucher waren in der Wohnung. Gegen 21.10 Uhr klingelte es. Die ältere Tochter ging zur Tür und öffnete.

„Drei Männer kamen, mir wurde mein Handy aus der Hand gerissen“, schilderte nun die 43-jährige Mutter. „Sie brachten uns alle ins Wohnzimmer, wir sollten uns auf die Sofas setzen.“ Einer habe ihren Ehemann gegen eine Wand gedrückt und Geld gefordert. Dem sechsjährigen Mädchen sei eine echt wirkende Soft-Air-Pistole gegen den Kopf gehalten worden, heißt es in der Anklage.

„Ich habe nicht gesehen, dass dem Kind eine Waffe an den Kopf gehalten wurde“, sagte Germano R., der Zirkus-Mann. Er könne sich ein solches Verhalten auch nicht vorstellen. Die Waffen – zwei Messer und eine Pistolen-Attrappe – habe ihnen der Tippgeber kurz vor dem Überfall gegeben.

Keine Spur von den versprochenen 250.000 Euro

Den Namen des „vierten Mannes“ kenne er nicht. Der Angeklagte Harun K. habe mit dieser Person gesprochen. Um die 250.000 Euro in 200-Euro-Scheinen seien zu holen, habe der vierte Mann gelockt. „Ich ließ mich unüberlegt auf die Sache ein“, sagte R. Sie fanden in der Wohnung keine gebunkerten Scheine.

Die falschen Polizisten wurden allerdings bald abgeführt, weil ein Nachbar die Polizei alarmiert hatte. Bei ihm hatten die Angeklagten Harun K., Adel El-H. und R. zuerst geklingelt – irrtümlich. „Ich hatte den Namen, den der vierte Mann gesagt hatte, vergessen“, sagte der 36-Jährige.

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Als sie die Panne bemerkten, seien sie eine Etage höher gezogen. Dort habe El-H. geschrien: „Polizei! Wir haben einen Durchsuchungsbefehl.“ Die Menschen in der Wohnung seien ruhig gewesen. Vor der Aussage von R. hatten der 26-jährige El-H. und der 24-jährige K. über ihre Anwälte gestanden.

Alle drei Angeklagten baten um Entschuldigung. R. bot zudem im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs die Zahlung von 7500 Euro an. Der Prozess um erpresserischen Menschenraub und schweren Raub geht Mittwoch weiter.

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