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Amok. A. verletzte mehrere Menschen mit seinem Auto, drei schwer.

©  Paul Zinken/dpa

Prozess nach Anschlag auf Berliner Stadtautobahn: Anwalt des Angeklagten spricht von „schizophrenem Schub“

Sarmad A. soll gezielt Autos und Motorräder angefahren haben, um Menschen zu töten – „stellvertretend für sogenannte Ungläubige“. Er gilt als psychisch krank.

Er verursachte schwere Unfälle, er wollte aus Sicht der Ermittler Menschen töten – „stellvertretend für sogenannte Ungläubige“. Auf der Stadtautobahn soll der 30-jährige Iraker Sarmad A. regelrecht Jagd auf Motorradfahrer gemacht haben.

Dabei rammte er mit seinem Opel Astra andere Fahrzeuge. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter drei Motorradfahrer schwer. Acht Monate nach der Tat, die damals als mutmaßlich islamistischer Anschlag eingestuft wurde, hat am Donnerstag am Landgericht der Prozess gegen A. begonnen.

Sarmad A. saß schweigend in der Box aus Panzerglas. Ihm gegenüber zwei der drei betroffenen Zweiradfahrer. Mit Tempo 130 bis 150 war A. laut Ermittlungen von hinten herangerast und hatte sie gerammt. „Es ist reines Glück, dass die drei Motorradfahrer überlebt haben“, sagte Anwalt Stephan Maigné für einen der Nebenkläger. Ein Opfer hatte unter anderem ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. „Er musste erst mal wieder sprechen und laufen lernen – es wird ein sehr langer Heilungsprozess“, sagte sein Anwalt.

Schizophrener Schub soll Amokfahrt ausgelöst haben

Während A. zunächst schwieg, erklärte einer der Verteidiger, seinem Mandanten tue leid, was geschehen sei. Er sei froh, dass bei den schrecklichen Taten niemand getötet wurde. „Es war keine geplante Amokfahrt“, sagte Anwalt Matthias Schmidt. „Unverhofft ist ein schizophrener Schub gekommen.“

Es ist ein sogenanntes Sicherungsverfahren, denn A. gilt als psychisch krank. Der Iraker soll sich „aus wahnhaft religiösen und islamistisch geprägten Motiven“ entschlossen haben, zufällige Personen zu töten. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord in drei Fällen, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und Sachbeschädigung vor.

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Die Amokfahrt am 18. August 2020 begann gegen 18.35 Uhr. Sarmad A. soll am Dreieck Funkturm einen Wagen touchiert haben, drei weitere Unfälle mit Autos und Blechschäden folgten. Dann soll er in Höhe Anschlussstelle Detmolder Straße in Tötungsabsicht ein Motorrad gerammt haben, der Fahrer wurde schwer verletzt. Zwei weitere Fahrer wurden ebenfalls schwer verletzt, nachdem A. auch auf ihre Motorräder aufgefahren sein oder sie abgedrängt haben soll. Zudem seien Menschen durch Trümmer verletzt worden.

Munitionskiste auf das Autodach gestellt

An der Abfahrt Alboinstraße in Tempelhof soll A. schließlich sein beschädigtes Auto verlassen haben, eine Munitionskiste auf das Dach des Wagens gestellt und gedroht haben, dass „alle sterben“ werden, wenn sich ihm Polizisten näherten. Er habe „Allahu akbar“ gerufen, einen Gebetsteppich auf der Fahrbahn ausgerollt und sich darauf niedergelassen.

Ein Arabisch sprechender Polizist konnte ihn vom Auto wegziehen, der Kisteninhalt erwies sich als harmlos. Die Generalstaatsanwaltschaft strebt die weitere Unterbringung A.s in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Der Prozess soll am 26. April fortgesetzt werden.

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