Prozess wegen Zwangsarbeit: Vater und Sohn beuten Rumänen jahrelang aus
Ein Vater und sein Sohn stehen in Berlin wegen Zwangsarbeit, Menschenhandels und Ausbeutung vor Gericht. Über Jahre sollen sie hilflose Menschen aus Rumänien ausgebeutet haben.
Stand:
Wenn Constantin L. oder sein Sohn im Kleinbus von Rumänien nach Berlin fuhren, soll der Wagen überladen gewesen sein. Menschen aus ärmsten Verhältnissen, die für Abrissarbeiten auf Baustellen eingesetzt werden sollten, saßen laut Ermittlungen zusammengepfercht im Fahrzeug; angeworben durch den 52-jährigen L. und in der Hoffnung auf fair bezahlte Jobs.
Doch sie sollen in die Fänge von skrupellosen Menschenhändlern geraten sein, die sie zur Arbeit zwangen und ausbeuteten. L. und sein 34-jähriger Sohn stehen seit Montag vor dem Berliner Landgericht.
Constantin L. soll Anwerber, Beförderer und auch „Arbeiterwirt“ gewesen sein. Die Arbeiter seien von ihm im Zusammenspiel mit seinem Sohn und gesondert Verfolgten „in einem Verhältnis der absoluten Abhängigkeit gehalten worden“. Bei Schwarzarbeit – zwischen November 2015 und Juli 2020 seien Sozialabgaben in Höhe von insgesamt 456.500 Euro nicht abgeführt worden.
Die Arbeiter seien in der Regel bis zu zehn Stunden an oft sechs Tagen in der Woche eingesetzt, schon kleinste angebliche Regelverstöße mit Drohungen oder Schlägen bestraft worden. Zwölf Euro pro Stunde seien versprochen worden. Doch große Teile des Lohnes seien unter anderem für Transport, Verpflegung und Unterkunft einbehalten worden.
Dabei habe es sich um Unterkünfte mit unhaltbaren Bedingungen gehandelt: Zwei Männer hätten sich in der Regel eine Matratze teilen müssen, so die Anklage. „Es befanden sich dabei bis zu acht Personen zusammen auf engstem Raum.“
Die Ermittlungen begannen im Mai 2019. Es sei zu Verfahrensverzögerungen gekommen, hieß es im Prozess. Vater und Sohn können mit milden Strafen rechnen: Bei Geständnissen wurden ihnen Bewährungsstrafen in Aussicht gestellt. Fortsetzung: Donnerstag.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false