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Berlin: Revanche nach 440 Jahren

Spandau erinnert an den „Knüppelkrieg“ 1567

Nach 440 Jahren können es die Berliner den Spandauern am Sonntag endlich heimzahlen – Revanche für die Abreibung beim „Knüppelkrieg“ an der Zitadelle. Im Gegensatz zu 1567 soll die Auseinandersetzung jedoch sportlich und unter Aufsicht von Schiedsrichtern ausgetragen werden. So wird auch weniger martialisch von „Burgspielen“ gesprochen. Damals wollte der in Berlin residierende Kurfürst Joachim II. sich und seinen Untertanen eine besondere Belustigung bieten. Er ließ die Berliner und Spandauer Truppen in voller Rüstung, aber nur mit kurzen Knüppeln bewaffnet, zu einem Manöver an der Havel antreten. Die interne Vorgabe lautete, dass selbstverständlich die Berliner zu siegen hätten. Doch nach mehrtägigem Gerangel sahen sich die Spandauer bei der Ehre gepackt und verpassten den Gegnern eine fürchterliche Tracht Prügel.

Joachim II., für seinen aufwendigen Lebensstil bekannt, fand diesen Affront überhaupt nicht lustig. Ein Schuldiger musste her und ein Exempel statuiert werden. Bürgermeister Bartholomaeus Bier musste für die Dreistigkeit der Spandauer, sich dem Willen des Kurfürsten zu widersetzen, mit mehreren Monaten Gefängnis büßen.

Jeweils acht Männer, Frauen und Jugendliche aus Berlin und Spandau werden am Sonntag ab 12 Uhr von Sportvereinen auf der Zitadelle (Straße Am Juliusturm) ins Rennen geschickt. Sie müssen sich unter anderem in Tauziehen, Bogenschießen und Staffellauf messen. Bonuspunkte können die Akteure beim Abseilen vom Juliusturm sammeln. Für die Besucher gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Sportangeboten für jedermann.

Bei der Siegerehrung um 18 Uhr muss Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz allerdings auf seinen Berliner Kollegen verzichten – Klaus Wowereit ist ja derzeit auf New-York-Tour. Da muss er keine Angst haben, dass die Berliner in Spandau auch nach 440 Jahren vielleicht immer noch schlechte Karten haben könnten.

Rainer W. During

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