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Berlin: Rot wird weiß

VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über die verblühten Blumen der Berlinale Botanisch gesehen, war die Verlagerung der Berlinale vom Sommer in den Winter eine Katastrophe. Bis 1977 war die florale Dekoration jahreszeitlich bedingt ein Kinderspiel, danach erschienen den festivaltypischen Temperaturen allein Eisblumen angemessen, die niemand wollte.

VON TAG ZU TAG

Andreas Conrad über

die verblühten Blumen der Berlinale

Botanisch gesehen, war die Verlagerung der Berlinale vom Sommer in den Winter eine Katastrophe. Bis 1977 war die florale Dekoration jahreszeitlich bedingt ein Kinderspiel, danach erschienen den festivaltypischen Temperaturen allein Eisblumen angemessen, die niemand wollte. Auch Dieter Kosslick sah sich diesem Dilemma gegenüber, als er 2001 seinen Posten antrat, und er entschied sich mutig für die Flucht nach vorn: Gerade die Blütenpracht des Winterfestivals sollte nun tropisch sein. Zur Berlinale-Blume wurde die Amaryllis, in deren roter Pracht sich die Farbe des ausgerollten Teppichs zu spiegeln schien. Leider kam mancher ihr zu nahe, diverse von Hellgelb auf Dunkelrot umgefärbte Armani-Jacketts waren zu beklagen, wie Kosslick sich erinnert. Daher soll die giftige Amaryllis durch weiße und hoffentlich farbechte Tulpen abgelöst werden, was die Blumenhändler in Amsterdam freuen wird, aber den Keim legt zu filmpolitischen Verwerfungen. Gerade in Lateinamerika und Südafrika, Schwerpunktregionen des anstehenden Festivals, wird man dafür keine Blumen ernten. Denn ausgerechnet sie sind die Heimat der Amaryllis.

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