zum Hauptinhalt
Vorsicht am Gleis. Mit einem Zug dieser Baureihe geschah das Unglück.

© dpa

Unglück in Ahrensfelde: S-Bahn schließt nach Unfall technischen Defekt aus

Ein 19-Jähriger war auf dem S-Bahnhof Ahrensfelde von einer Zug-Tür eingeklemmt und von der Bahn mitgeschleift worden. Der Zug ist seit Mittwochabend wieder im Einsatz.. Neues Abfertigungssystem geplant.

Stand:

Noch ist unklar, wie es zu dem Unfall auf dem S-Bahnhof Ahrensfelde kommen konnte, bei dem am Dienstagabend ein 19-Jähriger von einer S-Bahn mitgeschleift und schwer verletzt worden war. Der Mann hatte nach ersten Erkenntnissen beim Schließen der Türen noch einsteigen wollen; dabei ist wohl sein Arm oder seine Hand eingeklemmt worden. Einen technischen Defekt am Sicherheitssystem der Tür schließt die S-Bahn aus – der Zug ist seit Mittwochabend wieder im Einsatz. Dem 19-Jährigen musste nun der Unterschenkel abgenommen werden.

Einen Zugabfertiger auf dem Bahnsteig gibt es in Ahrensfelde – wie auf den meisten Bahnhöfen der S-Bahn und auch der U-Bahn – seit Jahren nicht mehr. Der Fahrer muss sich selbst davon überzeugen, dass vor dem Schließen der Türen kein Fahrgast gefährdet ist. Dazu muss der Triebfahrzeugführer aus seiner Kabine aussteigen und bei einem Acht-Wagen-Zug insgesamt 24 Türen überwachen; die letzte ist rund 150 Meter von ihm entfernt.

Ein Sicherheitssystem soll verhindern, dass der Zug losfährt, wenn ein Fahrgast in der Tür eingeklemmt sein sollte. Es reagiert aber nur auf größere Gegenstände. Bleibt etwa nur eine Jacke oder auch eine Hundeleine in der geschlossenen Tür hängen, meldet das System dies nicht im Fahrerstand. Eine weiße Kontrollleuchte zeigt lediglich an, dass die Türen geschlossen sind und der Zug abfahrbereit ist.

Möglicherweise hatte der Mann, der sich auf dem Bahnsteig von zwei Begleiterinnen verabschiedet hatte und in letzter Sekunde noch in den Zug springen wollte, die Hand eingeklemmt. Da die Türen mit hohem Druck geschlossen werden, ist relativ viel Kraft erforderlich, sich zu befreien, wenn man eingeklemmt ist. Griffe, um die Tür aufzureißen, gibt es bei modernen Bahnen nicht mehr. So soll verhindert werden, dass die Türen während der Fahrt geöffnet werden können. Als es bei älteren Fahrzeugen noch diese Möglichkeit gab, war es mehrfach zu tödlichen Unfällen gekommen.

Unklar ist weiter, ob Fahrgäste im Zug saßen und den Vorfall mitbekamen. Die Notbremse wurde nicht gezogen. Der Fahrer hatte den Unfall nicht bemerkt und war erst später gestoppt worden.

Neues Abfertigungssystem geplant

Die Abfertigung durch den Fahrer ist eine Behelfsmaßnahme. Ursprünglich wollte die S-Bahn die Zugabfertiger auf den Bahnsteigen durch ein technisches System ersetzen. Kameras auf den Bahnsteigen sollten den ganzen Zug entlang Bilder auf einen Monitor im Führerstand übertragen. Vier Kameras sind jeweils vorgesehen, sie sollen immer einen sogenannten Viertelzug erfassen, der aus zwei Wagen besteht. Auf dem geteilten Monitor werden dann die Aufnahmen aller vier Kameras gemeinsam angezeigt. Der Vorteil dabei ist, dass der von der Kamera erfasste Bereich viel kleiner ist als jetzt derjenige, der dem Fahrer zugemutet wird.

Im Vorgriff auf das neue Verfahren, ZAT-FM (Zugabfertigung durch den Triebfahrzeugführer–Fahrzeug-Monitor) genannt, hatte die damalige Geschäftsführung der S-Bahn auf zahlreichen Stationen die Aufsichten – nach Tagesspiegel-Informationen mit Zustimmung des Senats – abgezogen, ehe das System zugelassen war. Wegen Mängeln verwehrt das Eisenbahn-Bundesamt bis heute die Genehmigung. Lediglich auf vier Stationen der Ringbahn (Schöneberg, Tempelhof, Sonnenallee und Storkower Straße) wird es derzeit erneut erprobt; die Bahnhöfe Landsberger und Prenzlauer Allee sollen nach Angaben eines Sprechers noch folgen. Wann ZAT-FM eingeführt wird, ist offen.

Zuletzt hatte es im September 2010 einen tödlichen Unfall gegeben. Damals war auf dem Bahnhof Greifswalder Straße ein Mann kurz nach dem Aussteigen nach bisherigem Ermittlungsstand gegen die anfahrende S-Bahn gesprungen und mitgeschleift worden. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Auf dem Prüfstand steht dabei auch das Abfertigungssystem der S-Bahn.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })