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Berlin: Säugling starb durch 15 Messerstiche

Von Jörn Hasselmann und Amory Burchard Die Kripo hat noch keine Erkenntnisse zu den Eltern des am Montag getöteten Säuglings. Allerdings gingen die ersten Hinweise beim Landeskriminalamt ein.

Von Jörn Hasselmann

und Amory Burchard

Die Kripo hat noch keine Erkenntnisse zu den Eltern des am Montag getöteten Säuglings. Allerdings gingen die ersten Hinweise beim Landeskriminalamt ein. „Es war aber noch nicht die heiße Spur dabei, die wir uns erhoffen“, sagte ein Ermittler im Landeskriminalamt. Der Junge ist nach den Ermittlungen der Polizei am Montag mit 15 Stichen in die Brust getötet worden; danach wurde dem wenige Tage alten Jungen ein Strampelanzug angezogen. Gegen 13.20 Uhr wurde der tote Säugling in die Babywiege des Krankenhauses Waldfriede in Zehlendorf gelegt. Dort fand, wie berichtet, eine Krankenschwester das tote Neugeborene in blutgetränkter Kleidung. Zeugen beim Personal gibt es nicht, da die Klinik Müttern in Not vollständige Anonymität zusichert.

Die Kripo bittet vor allem um Hinweise zu dem dunkelblauen Strampelanzug aus Samt in der Kindergröße 56, bestickt mit einem Elefantenmotiv im Brustbereich, sowie zu der weiß-blau-karierten Kindermütze mit einem aufgestickten Blumenmotiv. Allerdings wissen auch die Ermittler, dass Kinderkleidung häufig gebraucht gekauft wird. Noch ist auch unklar, ob die Kleidung Massenware ist oder eher selten verkauft wurde.

Die Möglichkeiten der Ermittler sind bescheiden. Den Eltern könnte man zwar mit einer DNA-Analyse auf die Spur kommen, doch Menschen, die Säuglinge töten, sind in aller Regel Ersttäter – dann gibt es keinen DNA-Vergleich. Wenig Hoffnung haben die Ermittler auch auf Zeugen, die die Abgabe des Kindes in der Babyklappe beobachtet haben. Auf dem Klinikgelände ist reger Publikumsverkehr, Personen mit einem Baby auf dem Arm oder einer Tasche in der Hand fallen überhaupt nicht auf, sagte der Leiter der Ermittlungen, Kriminaloberrat Oliver Knecht. Überführt werden können Verdächtige an Hand der Faserspuren – wenn in der Wohnung die gleichen gefunden werden.

Im Krankenhaus Waldfriede suchen die Betreuerinnen der Babyklappe nach einer Erklärung für die Tat. „Das war ein Hilfeschrei“, glaubt Pastorin Gabriele Stangl, Initiatorin der Zehlendorfer „Babywiege“. Auch für die Frau, die ihr getötetes Kind möglicherweise abgelegt habe, sei das Krankenhaus eine Anlaufstelle in der Not gewesen.

Das Personal in Waldfriede wolle jetzt versuchen, noch mehr Hilferufe verzweifelter schwangerer Frauen aufzufangen, sagt Stangl. Derzeit laufe eine Kampagne von Caritas und Diakonie, die die Berliner Babyklappen und Angebote, ein Kind anonym auf die Welt zu bringen, bekannter machen soll: Auf Plakaten in U-Bahnen heißt es neben dem Bild einer jungen werdenden Mutter: „Wir nehmen Dein Kind, wenn keiner es will.“

Als die erste Babywiege Berlins im Herbst 2000 im Krankenhaus Waldfriede in Betrieb genommen wurde, sei den Initiatoren bewusst gewesen, dass es mindestens zwei Jahre dauere, bis das Projekt bekannt wird. Mittlerweile gibt in drei Krankenhäusern Babyklappen: im Krankenhaus Waldfriede, im St. Joseph Krankenhaus (Tempelhof) und im Krankenhaus Neukölln. Seit Herbst 2000 wurden vier Säuglinge abgegeben und an Pflegefamilien vermittelt. „Eigentlich sollte jedes Krankenhaus diese Möglichkeit anbieten“, sagt Pastorin Gabriele Stangl.

Informationen zu den Babyklappen unter der Telefonnummer 0 800 111 0 222; im Internet unter www.babyklappe-berlin.de

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