Berlin: Schloßplatz ohne Wiese
Senat will temporäre Kunsthalle bis Baubeginn. Land soll Humboldt-Forum mitfinanzieren
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Eine Kunsthalle als spektakuläre „Wolke“ oder als würfelförmiger Pavillon – oder doch lieber die grüne Wiese: Diese drei Varianten standen bisher als temporäre Zwischenlösungen bis zum Baubeginn des Humboldt-Forums auf dem Schloßplatz zur Debatte. Nachdem sich aber Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) wie berichtet für eine beschleunigte Realisierung der Schlossbau-Pläne ausgesprochen hat, steht für den Senat eindeutig fest: Eine Grünfläche wird es auf dem zentralen Platz in Mitte nicht geben. „Wir begrüßen eine Zwischennutzung und favorisieren die Idee einer privat finanzierten, temporären Kunsthalle“, sagte Senatssprecher Michael Donnermeyer. Die Sprecher der Berliner Kultur- und Senatsentwicklungsverwaltung betonen, dass es „angesichts des Zeitplans sehr wenig Sinn macht, eine Rasenfläche anzulegen“.
Wegen erneuter Asbestfunde können die Abrissarbeiten des Palasts der Republik bis Ende 2008 dauern. „Wir haben an mehreren Stellen weitere Asbestreste entdeckt“, sagte Petra Rohland, Sprecherin der Senatsbauverwaltung. Der Bund als Bauherr will aber bereits 2010 mit dem Bau des Humboldt-Forums beginnen, ein Architektenwettbewerb soll im Herbst dieses Jahres starten. Dies soll jetzt nur noch in abgespeckter Variante entstehen und nur mehr 480 Millionen Euro kosten – statt der ursprünglich errechneten 670 Millionen Euro. 80 Millionen Euro davon sollen über Spenden aufgebracht werden. Wie viel das Land aber mitfinanziert, ist noch völlig offen: Der Bund wartet dem Vernehmen nach auf ein baldiges finanzielles Angebot. „Dass wir einen Teil dazu beitragen, ist selbstverständlich“, sagte SPD-Landes- und Fraktionschef Michael Müller dem Tagesspiegel.
Noch am Wochenende hatten sich Müller und Vertreter anderer Fraktionen gegen eine temporäre Kunsthalle auf dem Schloßplatz ausgesprochen. „Eine zeitlich begrenzte Zwischenlösung könnte sich verselbstständigen und den zügigen Baubeginn gefährden“, befürchtet der stellvertretende CDU-Fraktionschef Michael Braun. Eine „Verramschung der großen Plätze in Berlin“ sei nicht im Interesse der Stadt.
Grünen-Kulturpolitikerin Alice Ströver will nach wie vor keine temporäre Kunsthalle auf dem Schloßplatz. „Für eine Übergangszeit von nur einem Jahr brauchen wir gar keine Zwischennutzung“, sagte Ströver. Die Vorsitzende des Kulturausschusses erwartet vom Senat baldmöglichst einen „Zeitplan für die weitere Planung und ein Angebot für die Mitfinanzierung des Baus“.
Das Bundesbauministerium geht davon aus, dass die Gespräche mit dem Senat darüber „in den nächsten Wochen“ beginnen. In der Frage, ob und welche Art von Zwischennutzung auf dem Schloßplatz realisiert wird, „hat der Bund keine Präferenzen“, sagte ein Sprecher. Wann sich der Senat mit dem Thema befasst, ist noch offen. Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, sagte, die Gespräche mit potenziellen Investoren liefen.
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