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Berlin: Schnellbahn wird zur Schleichbahn

Nach Millionen-Ausbau der Strecke nach Wannsee bremsen marode Brücken die Züge bis 2009

Eigentlich soll die S-Bahn eine Schnellbahn sein. Auf der Wannseebahn zwischen Anhalter Bahnhof und Wannsee ist sie jedoch inzwischen zur Schleichbahn geworden. Gleich mehrere marode Brücken bremsen die Fahrt und können bereits bei leichten Verspätungen den Fahrplan durcheinanderbringen. Fahrzeitreserven gibt es nicht mehr.

Dabei ist die Strecke in den vergangenen Jahren mit einem Millionenaufwand saniert worden – mit Ausnahme mehrerer Brücken. Und hier tut sich vor 2009 nicht viel. So lange darf die S-Bahn deshalb weiter schleichen.

Südlich vom Bahnhof Yorckstraße müssen die Züge ihr Tempo beim Überqueren der Großgörschenstraße auf zehn Stundenkilometer drosseln. Höhere Geschwindigkeiten könnten das Brückenbauwerk zum Einsturz bringen, befürchten die Aufsichtsbehörden. In Zehlendorf müssen die Triebfahrzeugführer die Bahnen beim Überqueren der Brücke über den Teltower Damm auf 30 Stundenkilometer abbremsen – aber nur Richtung Wannsee. Immerhin mit Tempo 80 dürfen die bereits eingebauten Behelfskonstruktionen an der Rubensstraße in Schöneberg und der Drakestraße in Lichterfelde passiert werden. Maximal ist auf der sonst sanierten Wannseebahn Tempo 100 möglich.

Um diese Geschwindigkeit zu erreichen und die Züge mindestens alle fünf Minuten fahren lassen zu können, hatte die S-Bahn die Strecke 2001 und 2002 abschnittsweise oft wochenlang gesperrt. Hinterher werde für die Fahrgäste dann auch alles besser, hatte die S-Bahn um Verständnis geworben.

Dass aus der durchgehend schnellen Fahrt nichts geworden ist, liegt vor allem an Abstimmungsproblemen zwischen der Bahn und dem Senat. Mehrere Brücken auf der Wannseebahn sind so niedrig, dass Doppeldeckerbusse der BVG sie nicht unterqueren können; woanders plant die Stadtentwicklungsverwaltung, die Straße unter der Brücke zu verbreitern. Und dabei geht es dann ums Geld. Denn wenn ein Bauwerk in der Höhe oder der Breite verändert wird, muss der Senat zustimmen – und mitbezahlen. Und wo es keine Einigung gibt, muss die S-Bahn eben bremsen.

Immerhin konnte durch den Einbau einer Behelfsbrücke an der Drakestraße 2005 wieder Tempo 80 zugelassen werden. Vorher waren auch hier wie jetzt an der Großgörschenstraße ein Jahr lang nur zehn Stundenkilometer zugelassen. Am Teltower Damm gilt Tempo 30 bereits seit Ende 2004. Immerhin soll die Brücke an der Drakestraße nach Angaben von S-Bahnsprecher Gisbert Gahler im nächsten Jahr neu gebaut werden. Bis 2009 müssen die Fahrgäste dagegen an der Großgörschenstraße und am Teltower Damm warten. Diese Bauwerke seien nicht die einzigen im Netz, die saniert werden müssten, begründete Gahler den Fortgang der Schleichfahrten auf der Wannseebahn. Durch die Tempobegrenzung sei eine Gefährdung der Fahrgäste auch auf den maroden Brücken ausgeschlossen.

Doch nicht nur Brückenerneuerungen dauern bei der S-Bahn lang. Im Anhalter Bahnhof, der beim Brand im August 2004 schwer beschädigt worden war, ist die Sanierung bis heute nicht abgeschlossen.

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