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Schulserie: „Das ist was für Kinder mit Forscherdrang“

Hinrich Lühmann, bis 2008 Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums in Tegel, war an der Einführung der sogenannten Schnellläuferklassen beteiligt, die in elf Jahren zum Abitur führen.

Fünfte Klasse Gymnasium, fünfte Klasse Grundschule: Was ist der Unterschied?


Der Fächerkanon ist in etwa gleich. Doch die Lehrer sind es nicht: Im Gymnasium haben sie von Anfang an immer das Abitur als Ziel im Blick. Da kommt zum Beispiel der Mathelehrer geradewegs von seinem Leistungskurs in der dritten Stunde zu den Kleinen in der vierten. Natürlich schaltet er um und spricht mit ihnen anders. Aber er hat trotzdem eine abstrahierende Denkweise im Kopf und macht einen abstrakteren Unterricht als ein Grundschullehrer.

Das klingt, als sei es nicht so gut, ein Kind schon nach der vierten Klasse aus der Grundschule zu nehmen.

Das kommt sehr auf das Kind an. Einige Kinder entwickeln sich schnell. Sie können schon mit zehn abstrakt denken, haben einen Forscherdrang, der übers Spielen hinausgeht, und lesen selbstständig dicke Bücher. Und sie recherchieren selbst zu Themen, die sie interessieren. Diese Kinder sind in unserem Grundschulsystem oft unterfordert und gehören schon mit zehn aufs Gymnasium. Die schwächeren Kinder bremsen sie.

Und die Kinder, die bis zum Ende der sechsten Klasse auf der Grundschule bleiben?

Für die ist dieser langsamere Weg zum Abitur manchmal der bekömmlichere. Kinder mit eher durchschnittlichen Noten, Zweien und Dreien, die von ehrgeizigen Eltern nach der vierten Klasse ins Gymnasium gesteckt werden, leiden, wenn sie dann auf einmal ständig Fünfen schreiben.

Aber sollten nicht lieber alle zusammen lernen – auch voneinander?

In einer idealen Schulform wäre das wünschenswert. Aber dafür sind Berlins Schulen nicht ausgestattet. Um die Begabungen aller Kinder individuell zu fördern, bräuchte man zum Beispiel wesentlich mehr Lehrer. Und keiner ist bereit, diese ideale Schule zu bezahlen.

Hinrich Lühmann, bis 2008 Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums in Tegel, war an der Einführung der sogenannten Schnellläuferklassen beteiligt, die in elf Jahren zum Abitur führen.

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