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© Mike Wolff

Schule: Die Gesundheitsstunde

Richtig ernähren, viel bewegen, Stress bewältigen: Das Programm „Klasse 2000“ bringt es Kindern bei

Die Drittklässler der Neuköllner Karl-Weise-Grundschule stehen in ihrem Klassenraum und schämen sich. Verlegen werden die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Beine stehen über Kreuz. „Und jetzt freut ihr euch!“, ruft Elke Becker-Michael – und die Sechs- bis Achtjährigen lachen und hüpfen in die Luft. Es geht um Gefühle heute: darum, welche es gibt, woran man sie erkennt oder was man machen kann, wenn jemand traurig ist.

Elke Becker-Michael ist Sozialpädagogin und kommt für das Gesundheitsprogramm „Klasse 2000“ dreimal jährlich zu den Schülern, im besten Fall vier Jahre lang während der Grundschulzeit. „Die Kinder sollen frühzeitig den gesunden Umgang mit ihrem Körper lernen“, sagt Becker-Michael: Es geht um Ernährung und Bewegung, um Gefühle und Entspannung, um Konflikt- und Stressbewältigung und um Drogenprävention. Das Programm wird fächerübergreifend in den Schulalltag eingebunden.

„Klasse 2000“ wurde 1991 am Klinikum Nürnberg entwickelt. In Berlin besteht das Programm seit zwölf Jahren, sagt die Koordinatorin Karin Baar. Im vergangenen Schuljahr nahmen knapp 70 Berliner Schulen mit mehr als 8600 Kindern teil. Träger ist der gemeinnützige Verein „Programm Klasse 2000“, finanziert wird das Projekt über Spenden – meist in Form von Patenschaften für einzelne Schulklassen in Höhe von 220 Euro pro Jahr. Paten können zum Beispiel Firmen oder Privatpersonen sein. Gerade haben die vier Pharma-Unternehmen Bayer Schering Pharma, Berlin-Chemie, Pfizer Deutschland und Sanofi-Aventis 200 neue Patenschaften übernommen.

Die Karl-Weise-Grundschule nimmt im fünften Jahr am Programm teil. „Die Kinder bekommen ein anderes Verhältnis zu ihrem Körper, die Eltern entwickeln Problembewusstsein“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Jana Saenger. Im Zuge des Programms habe man an der Schule ein Café eingeführt, in dem keine Süßigkeiten, sondern gesunde Snacks verkauft würden.

Während sich die dritten Klassen heute mit Gefühlen beschäftigen, geht es eine Stunde später in den zweiten Klassen um „Die wichtigste Säule der Welt: die Wirbelsäule“. Vorsichtig ertasten die Kinder gegenseitig die kleinen Knubbel am Rücken. Elke Becker-Michael teilt rote, mit getrockneten Erbsen gefüllte Stoffsäckchen aus. Die Sechs- und Siebenjährigen legen sie sich auf den Kopf und balancieren sie durch den Raum – nicht so einfach, wenn man sich recken, strecken und bücken muss. Zum Schluss kommt der angenehme Teil: eine Rückenmassage. Da legen die Kinder den Kopf auf die Arme – und genießen. Patricia Hecht

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