zum Hauptinhalt

Schule: Geheime Größe

Nicht nur in Sachen Design: Honda traut sich was beim Civic

Damals, in den Achtzigern war es, da war Honda in Sachen Design richtig aufregend. Civic und der davon abgeleitete CRX standen halbstark wie zwei Keile im Wind, weckten Emotionen und wirkten schon im Stand schneller, als sich zumindest der Basis-Civic auf der Bahn bewegen ließ. Doch in der Folge verließ die Gestalter der Mut genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Die folgenden Civic-Modelle hatten sich Stück für Stück wieder einzureihen in den kunststoffbeplankten Einheitsbrei der vernünftigen Autos. Doch irgendjemand scheint sich bei Honda wieder an die wilden Zeiten erinnert zu haben. Denn regelrecht futuristisch ist das, was seit anderthalb Jahren unter dem Namen Civic verkauft wird – aggressive durchgehende Leuchtenbänder an Front und Heck, großer digitaler Tacho, hintere Türgriffe, die sich im Fensterdreieck unsichtbar machen. Ein Auto, das auch dann viel Dynamik verströmt, wenn es steht.

Aber nicht nur dann. Denn Honda ist ein ausgesprochen spaßig zu fahrendes Auto gelungen. Das fängt bei Fahrwerk und Lenkung an, dank derer sich der Wagen präzise und sicher auch durch schnell gefahrene Kurven dirigieren lässt und durch die auch bei Tempi knapp unter 200 Stundenkilometern kein unsicheres Gefühl aufkommt. Und das, obwohl die Abstimmung so kommod ist, dass es auch Prenzlauer Berger Kopfsteinpflaster gut ausbügelt. Dazu noch die relativ tiefe Sitzposition – man fühlt sich als Herr der Dinge im Civic.

Sollte sich dann noch, wie bei unserem Testwagen, zufällig der 2,2-Liter-Diesel mit seinen 140 PS und den bulligen 340 Newtonmetern Drehmoment im Motorraum befinden, dann wird der Japaner endgültig zum Mittel der Wahl auch für lange Strecken. Entspannt lässt er sich fahren, zumal auch die Geräuschdämmung so geraten ist, dass man meist fast nur Wind und Reifen hört. Allerdings kostet der Civic dann auch minimal 22 738 Euro, in der von uns gefahrenen Ausführung sogar knapp 26 000 – ein kompletter Kleinwagen über dem Basismodell, das es ab 16 557 Euro gibt.

Alles prima also mit dem Civic? Na ja, nicht ganz. Denn da gibt es den Heckspoiler mit integrierter Bremsleuchte, der im Rückspiegel exakt da die Sicht nimmt, wo man auf der dunklen Autobahn gern gesehen hätte, ob gerade Scheinwerfer von hinten angerauscht kommen. Das klingt nebensächlich, ist aber ganz schön lästig. Doch Design und Vernunft – manchmal geht das eben nicht zu 100 Prozent zusammen.

Kai Kolwitz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false