
© dpa/Sebastian Gollnow
Schüler sollen Lehrer in Berlin gemobbt haben: Queerfeindlichkeit an Schulen laut Expertin verbreitet
Ein homosexueller Pädagoge an einer Berliner Schule berichtet von Beleidigungen und Beschimpfungen. Experten sind sich sicher: Das ist kein Einzelfall.
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Homophobie an Schulen: Das ist nach Einschätzung des Bundesverbands Queere Bildung kein Ausnahmefall. „Queerfeindliche Haltungen zeigen sich auch im Kontext Schule mittlerweile vehementer als noch vor einigen Jahren“, sagte Vorstandsmitglied Rebecca Knecht auf dpa-Anfrage. Der Fall eines homosexuellen Lehrers an einer Berliner Grundschule, der nach eigenen Angaben von Schülern monatelang beleidigt und gemobbt wurde, macht derzeit Schlagzeilen.
„Schwul ist ekelhaft“, habe er zu hören bekommen. Muslimische Schüler hätten über ihn gesagt, er werde „in der Hölle landen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Die „Märkische Oder-Zeitung“ hatte im Februar über den Fall berichtet.
Großer Zuwachs an Queerfeindlichkeit von rechts
Das Phänomen religiös motivierter Abwertung queerer Menschen sei bekannt, sagte Knecht. Dabei seien aber nicht nur muslimische Argumentationsmuster zu beobachten, sondern auch christliche. „Wir sehen außerdem einen großen Zuwachs rechtsmotivierter Queerfeindlichkeit.“
Der Mann, der als pädagogische Unterrichtskraft an der Carl-Bolle-Grundschule im Bezirk Mitte arbeitet, schilderte der „SZ“ seine Erfahrungen in einem Satz: „Ich lebe in einem Albtraum.“ Die Schule äußerte sich auf Anfrage nicht.
Ob Lehrkräfte offen mit ihrer Homosexualität umgehen sollten, lässt sich nach Knechts Überzeugung nicht pauschal beantworten: „Es muss immer eine individuelle Entscheidung über ein Coming-out sein.“
Ganz viele Lehrkräfte berichteten, dass es einen befreienden Effekt haben könne. „Aber natürlich kann niemand von außen vorhersagen, wie sich das an einer bestimmten Schule abspielen wird.“
Viele Schulen haben noch Luft nach oben
Insgesamt gebe es dort beim Umgang mit Vielfalt große Unterschiede: „Es gibt Schulen, da gibt es ganz viel Engagement und präventive Überlegungen, wie wir mit Diskriminierungsfällen umgehen können“, sagte Knecht.
„Es gibt andere Schulen, an denen das nicht der Fall ist und sich Schulleitungen wenig für das Thema interessieren oder selbst vorurteilsbehaftet sind.“ Insgesamt hätten viele Schulen in dieser Hinsicht noch Luft nach oben. (dpa)
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