Berlin: Showtime am Potsdamer Platz
Eventrestaurant statt Großraumdisko: Im ehemaligen Blu startet der vierte Versuch, einen Club zu etablieren
Blu, Dorian Gray, DC 3 – drei Namen, die für ein und dasselbe stehen, und zwar für den vergeblichen Versuch, erfolgreich eine Disco am Potsdamer Platz zu betreiben. Nun erhält das Kind wieder einen neuen Namen. Nun soll „Showtime“ sein auf den drei Etagen am Marlene-Dietrich-Platz, gleich gegenüber von Kugelkino und Blue-Man-Group-Theater. Der Berliner Winfried Heidenreich hat die Räume übernommen, um dort eine „neue Event-Dimension für Berlin“ zu öffnen.
Auf den drei Etagen gibt es ab morgen ein Restaurant mit Panoramablick, eine Cocktailbar mit Lounge, weiter eine Disko. Heidenreich hat ein Fernseh- und ein Tonstudio einbauen lassen und eine ausladende Showtreppe. „Das wird ankommen“, ist sich der Betreiber der Marzahner Disko „Malibu Dream“ sicher. „Die Mischung aus Angeboten für Jugendliche und ältere Besucher ist genau das, was die Leute wollen. Das Problem war ja bisher, hier eine Großraumdisko zu füllen.“ Im Jahr 1999 war das Blu der erste Versuch, Nachtleben in die neue City zu holen. Allein, es funktionierte nicht, trotz millionenteurer Investitionen in Sound- und Lichtanlage. Das gestylte Blu konnte sich nicht etablieren. Das blieb auch so, als die Betreiber ihr Dorian Gray von Frankfurt am Main nach Berlin holten.
Vor einem Jahr übernahm der Besitzer des gegenüberliegenden Adagio, Freddy Burger, die Räume und taufte das Ex-Blu und Ex-Dorian Gray in DC3 um – in Anlehnung an den gleichnamigen Rosinenbomber. Wieder gab es eine harte Landung. Die Disko habe „leider nicht zur Zielgruppe ausgeherfahrener und konsumbereiter Mittdreißiger“ gepasst, sagt Adagio-Manager Robin Donath.
Winfried Heidenreich indes will unterschiedliche Leute anlocken. „Das Konzept klingt viel versprechend, daher haben wir Showtime unter den vier Mitbewerbern den Zuschlag gegeben“, sagt Ute Wüest-von Vellberg von Daimler-Chrysler-Immobilien, den Vermietern des Gebäudes. „Unser Ziel war es, dass es am Marlene-Dietrich-Platz künftig gesitteter zugeht als vor einer großen Disko, wo junge Leute rumpöbeln und ihre Automotoren aufheulen lassen.“
Für viele Partygänger ist der Potsdamer Platz ein Graus. „Das, was die Stadt ausmacht, sind doch nicht die riesigen Schuppen. Es sind die Clubs in Friedrichshain oder Kreuzberg, in denen man den Drive der Stadt spüren kann. Am Potsdamer Platz gibt es so was nicht“, sagt Olaf Kretschmar von der Clubcommission, der Interessenvertretung mehrerer Clubs und Partyveranstalter. „Wo soll da auch ein Stammpublikum herkommen, da sind doch bloß Touristen?“, meint er. Das will Heidenreich mit seinem „Showtime“ ändern: Der Potsdamer Platz soll nicht nur eine Touristenattraktion, sondern das „kreative Zentrum der ganzen Stadt“ sein.
Christian Helge Röfer