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Berlin: Sieben Taxifahrer in zehn Tagen beraubt 24-Jähriger drohte mit Messer –

er wollte Schulden zurückzahlen

Fast jede Nacht zog Ulvi D. mit einem langen Messer in der Tasche los. Der 24-jährige Neuköllner brauchte es nicht für seine Tätigkeit bei einem privaten Sicherheitsdienst. Er setzte es bei seinem kriminellen „Nebenverdienst“ ein: Innerhalb von zehn Tagen überfiel er sieben Taxifahrer. Für die nach Einschätzung der Ermittler bislang noch nicht da gewesene Raub-Serie auf Berliner Taxifahrer muss sich D. seit gestern vor dem Berliner Landgericht verantworten.

Zu Beginn des Prozesses sprach er vor allem über sein eigenes Leid. Damals habe er furchtbar unter Druck gestanden. „Ich schuldete einem Bekannten 800 Euro.“ Der Kumpel ist ein angeblich nicht zimperlicher Mann. „Er drohte mir, ich hatte wirklich Angst.“ Er habe fleißig gespart, um die Summe zum Monatsende zu bezahlen. Doch dann war da diese Nacht in einer Friedrichshainer Diskothek. „Da ist mir leider das Geld für den Bekannten abhanden gekommen“, meinte der Angeklagte. Ohne Geld, aber im Taxi habe er sich in seiner Verzweiflung auf den Heimweg gemacht. „Da kam mir spontan die Idee, mir im Taxi Geld zu besorgen.“

Die 41-jährige Sabine G. war sein erstes Opfer. In Friedrichshain stieg er in ihr Taxi, plauderte mit der Frau noch allgemein über finanzielle Schwierigkeiten. Als die Fahrerin an der Hermannstraße 8 zehn Euro von ihm verlangte, zog er sein Messer aus der Tasche und brüllte: „Geld her!“ Nach diesem Muster liefen auch die weiteren Überfälle ab. Insgesamt erbeutete D., der lediglich beim letzten Überfall mit einem Komplizen unterwegs war, 820 Euro.

Dass er bedrohlich wirkte, kann der Angeklagte angeblich gar nicht nachvollziehen. „Ich habe das Messer nur gezeigt, niemals auf den Körper eines Taxifahrers gerichtet.“ Und er legte viel Verzweiflung in seine Stimme, als er vor Gericht beteuerte: „Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, den Leuten ihr schwer verdientes Geld abzunehmen. Aber ich musste es tun.“ Der Prozess um räuberische Erpressung wird am Montag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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